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Australian Open: Saboteur Murray, Rückkehrer Kyrgios und der Geist von Martina Hingis

Patrick

Es geht wieder los: In der Nacht auf morgen Sonntag erfolgt mit dem Beginn der Australian Open der inoffizielle Startschuss ins Tennisjahr 2025. Mit dabei vier Schweizer Cracks und natürlich die versammelte Weltspitze. Unsere Vorschau.

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Zurück am Ort des Triumphes: Titelverteidiger Jannik Sinner © IMAGO / PanoramiC

Der Happy Slam

Die Australian Open sind nicht nur der erste Grand-Slam-Event des Jahres, sondern bekanntermassen auch der Glücklichste («Happy Slam»). Und zumindest den 128 Spielerinnen und Spielern, die den Sprung ins jeweilige Hauptfeld geschafft haben, dürfte das Turnier im Melbourne Park auch tatsächlich ein glückliches Lächeln ins Gesicht zaubern. Denn: In diesem Jahr erwartet die weltbesten Tennisprofis in Down Under eine garantierte Mindestbörse von 75'000 CHF.  Spieler:innen, die sich für die zweite Woche des Turniers qualifizieren (Achtelfinale) dürfen sogar mit 236'000 CHF rechnen, die beiden Champions erwartet ein Zahltag von 1'98 Mio. CHF. Insbesondere für die Spieler:innen ausserhalb der Top 70 der Weltrangliste ist die Erhöhung des Gesamtpreisgeldes um 11,5%  eine enorm positive Nachricht.

 

Die Favorit:innen

Titelfavorit Nr. 1? Spätestens nach der offiziellen «Draw Ceremony»  vom Donnerstag kommt diese Ehre Titelverteidiger und Weltnummer-1 Jannik Sinner zu. Der Südtiroler tritt zwar auch in Melbourne im Bewusstsein einer noch immer möglichen Dopingsperre an, die Auslosung meinte es dafür umso besser mit dem 23-Jährigen. Während sich in der unteren Tableau-Hälfte Sascha Zverev (Nr. 2), Carlos Alcaraz (Nr.3) und Novak Djokovic (Nr.7) gegenseitig den Zahn ziehen werden, bekommt es Sinner mit vergleichsweise zahmer Konkurrenz zu tun. Die voraussichtlich grössten Gegner auf dem Weg ins Endspiel dürften Taylor Fritz (Nr. 4), Daniil Medvedev (Nr. 5) oder Stefanos Tsitsipas (Nr. 11) sein, sofern Letzterer seine Baisse aus dem Vorjahr überwunden hat.

Bei den Damen scheint die Favoritin klar: Aryna Sabalenka (WTA Nr. 1) tritt in Melbourne als zweifache Titelverteidigerin an. Grösste Herausforderin dürfe WTA-Finals-Siegerin Coco Gauff (WTA 3) sein, die 18 ihrer letzten 20 Matches gewinnen konnte. Läuft alles nach Plan, treffen die beiden allerdings bereits im Halbfinale aufeinander. Mit Spannung erwartet wird zudem der Auftritt der fünffachen Grand-Slam-Siegerin Iga Swiatek (WTA 2). Die Polin kehrt in Australien von einer ebenso milden wie umstrittenen Dopingsperre zurück und tut sich im Melbourne Park traditionellerweise schwer. Bereits viermal in den letzten fünf Jahren schied die 23-Jährige vor dem Viertelfinale aus.

 

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Haben (noch) gut lachen: Coach Andy Murray und Schützling Novak Djokovic (IMAGO / Sipa USA)

Andy Murray: Saboteur

Für den Spruch des Turniers sorgte Neo-Djokovic-Coach Andy Murray möglicherweise bereits vor Turnierbeginn. Angesprochen auf seine neue Rolle erläuterte der fünffache AO-Finalist: «Ich habe hier ein paar Mal mitgespielt, brachte es aber nie ganz über die Ziellinie -  hauptsächlich wegen diesem Mann (wandte sich dabei an Djokovic). Und jetzt bin ich hier und versuche seine Titelchancen so zu sabotieren.» Natürlich sind die beiden langjährigen Rivalen in der Realität der festen Absicht, in knapp zwei Wochen den ersten gemeinsamen Grand-Slam-Titel zu feiern. Es wäre Djokovics 25. und der elfte in Australien, nachdem er im vergangenen Jahr erstmals seit 2010 kein Major für sich entscheiden konnte. Dazu erhofft sich der Serbe den einen oder anderen entscheidenden Input vom dreifachen Grand-Slam-Sieger. «Andy hat knapp 25 Jahre lang gegen mich gespielt und kennt mein Spiel in- und auswendig. Dazu kommt, dass er eben erst zurückgetreten ist und auch über alle meine Konkurrenten bestens Bescheid weiss.» In der Tat eine äusserst interessante Konstellation.

 

In Hingis’ Fussstapfen

Sie legte den Grundstein für die grossartigen Schweizer Tenniserfolge in den späten 90er und nachfolgenden 2000er Jahren: Martina Hingis, die jüngste Weltnummer-1 der Tennisgeschichte und fünfmalige Grand-Slam-Siegerin. Ihren letzten Major-Titel gewann sie 1999 in Melbourne, wo sie auch in den beiden Jahren zuvor triumphiert hatte. 25 Jahre nach Hingis’ Titel-Hattrick macht sich nun die aktuelle Weltranglistenerste Aryna Sabalenka daran, es der gebürtigen Slowakin gleichzutun. Die Triple-Titelverteidigung gelang bei den Frauen zuletzt Iga Swiatek, die zwischen 2022 und 2024 bei den French Open triumphierte. Ob Sabalenka in Australien nachziehen kann? Die Chancen sind trotz schwieriger Auslosung reell.

 

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Nach der Babypause zurück auf derTour: Belinda Bencic (Keystone / Mark Baker)

Die Schweizer:innen

Vier Schweizer:innen sind im Melbourner Main Draw mit dabei, keine(r) von ihnen hat sich auf «gewöhnlichem» Weg für das erste Grand Slam des Jahres qualifiziert. Während die frisch verheiratete Rückkehrerin Belinda Bencic (WTA 421) und Dominic Stricker (ATP 298) von einem geschützten Ranking profitieren, erhielt Altmeister Stan Wawrinka (ATP 158) von den lokalen Organisatoren eine Wild Card. Viktorija Golubic (WTA 90) kämpfte sich schliesslich via Qualifikation ins Hauptfeld. Ab Sonntag gilt es für die Vier nun ernst.

Belinda Bencic (27) trifft zum Auftakt auf die Lettin Jelena Ostapenko, French-Open-Siegerin 2018. Doch Bencic hat sich beim Comeback nach Babypause bislang gut geschlagen, ihre Form behutsam auf kleineren Turnieren aufgebaut und viele Matches gespielt und gewonnen. Auch gegen die aktuelle Weltnummer 17 dürfte die Ostschweizerin nicht chancenlos sein.

Dominik Stricker steht zum ersten Mal im Hauptfeld der Australian Open, nachdem er das Turnier im vergangenen Jahr aufgrund seiner langwierigen Rückenprobleme verpasste. Diese Probleme sind auch mit ein Grund, weshalb der 22-Jährige in der Weltrangliste mittlerweile bis auf Rang 298 abgestürzt ist und in Melbourne entsprechend unter Druck steht. Die AO sind das letzte Grand Slam, an dem Stricker aufgrund seines geschützten Rankings direkt im Hauptfeld Unterschlupf findet und sich ihm so die Gelegenheit bietet, mit ein bis zwei Siegen im Ranking substantiellen Boden gut zu machen. Die Vorbereitung verlief für den Berner allerdings nicht wünschenswert. Am United Cup und beim ATP Turnier in Auckland konnte er in drei Anläufen keine einzige Partie gewinnen. Erster Gegner ist der Einheimische James Duckworth (ATP 98).

Unter gänzlich gegensätzlichen Vorzeichen tritt Viktorija Golubic (WTA 90) in Melbourne an. Die 32-jährige Zürcherin blickt auf äussert erfolgreiche Monate zurück, in denen sie u.a. ihren zweiten WTA Tour Turniersieg (in Jiujiang im Nov.) sowie die souveräne Qualifikation fürs AO-Hauptfeld für sich in Anspruch nehmen durfte. Beim «Happy Slam» trifft sie nun zum Auftakt auf Elise Mertens (WTA 34)und darf sich leise Hoffnungen darauf machen, zumindest in die zweite Runde vorzustossen.

Zum möglicherweise letzten Mal tritt Stan Wawrinka in Melbourne an. 40-jährig wird der Champion von 2014 im März und ist des Lebens auf der Tour noch immer nicht müde. Nach einer grösstenteils enttäuschenden Vorsaison legte er zum Ende des Jahres (Halbfinale in Stockholm) leicht zu und hofft nun darauf, in Melbourne noch einmal gutes Tennis zu zeigen. Auf Vorbereitungsturniere verzichtete der Romand, der somit direkt in den Turnierrhythmus einsteigt. Erster Gegner ist am Montag der Italiener Lorenzo Soregno (ATP 54), den er im Sommer 2023 auf Sand schon einmal bezwingen konnte.

 

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Freut sich auf sein Comeback vor heimischer Kulisse: Aussie Nick Kyrgios (IMAGO / AAP)

Die besten Matches der 1. Runde

Aryna Sabalenka (WTA 1) vs. Sloan Stevens (WTA 84): Es gab Zeiten, da gehörte die 31-jährige Amerikanerin Stevens selbst zu den GS-Titelaspirantinnen. Mittlerweile gehört die US-Open-Siegerin von 2017 maximal noch zu den gefährlichen Aussenseiterinnen. Umso mehr wird sie den Auftritt in der Rod Laver Arena geniessen. Titelverteidigerin Sabalenka dürfte jedoch eine Nummer zu gross.

Nick Kyrgios (WC) vs. Jacob Fearnley (ATP 86): Darauf freuen sich viele Tennisfans, insbesondere in Australien. «Enfant terrible» Nick Kyrgios gibt nach fast zwei Jahren Verletzungspause und Operationen am Knie und am Handgelenk sein Comeback. Gegner Jacob Fearnley ist ein ebenso unbekannter wie hochinteressanter Mann. Der 23-jährige Schotte studierte vor einem Jahr noch an der Texas Christian University und stand in der ATP Weltrangliste ausserhalb der Top 1000 (!). Nach einem kometenhaften Aufstieg darf er sich nun auf ein Spiel in prickelnder Atmosphäre freuen.

Coco Gauff (WTA 3) vs. Sofia Kenin (WTA 86):  Das zweite Erstrundenduell zweier Grand-Slam-Siegerinnen hat es in sich. Bereits in Wimbledon 2023 trafen Gauff und die AO-Siegerin von 2020 zum Auftakt aufeinander – mit dem besseren Ende für die 26-jährige Kenin. Ein erneuter Upset wäre eine grosse Überraschung. Zu stark waren in den letzten Monaten die Leistungen Gauffs.

Gaël Monfils (ATP 52) vs. Giovanni Mpetshi Perricard (ATP 30): Frankreichs Altmeister gegen die grosse Zukunftshoffnung der Grande Nation. Der 2,03 Meter grosse Mpetshi Perricard spielte sich im vergangenen Jahr mit krachenden Aufschlägen von Rang 205 bis an die Top 30, trifft nun aber in Monfils auf einen wahren Meister des Verteidigungsspiels, der mittlerweile jeden seiner Auftritte zelebriert. Eine ganz schwierige Aufgabe für den 21-jährigen aus Lyon, der das französische Tennis in den kommenden Jahren gemeinsam mit Arthur Fils (ATP 20) prägen soll. In Melbourne könnte ihm allerdings Routinier Monfils noch einmal die Show stehlen.

 

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