Aufgefallen: Die 13. Runde in der Credit Suisse Super League
Ein Schuhwurf mit Folgen. Ein spektakulärer Fallrückzieher ohne Krönung und ein Sextett innerhalb von fünf Punkten, dass sich um die Tabellenführung streitet. Unser Rückblick auf das vergangene SL-Wochenende.
Rot sehen
Kein Frage: Joël Monteiro muss mit dem Entscheid von Schiedsrichter Urs Schnyder in der 78. Minute des Spiels gegen den FC Zürich so gar nicht einverstanden gewesen sein. Sekunden zuvor war der YB-Stürmer in einem umstrittenen Zweikampf mit der FCZ-Innenverteidigung ins Fallen gebracht worden, Sekunden später marschierte er mit Rot in Richtung Letzigrund-Katakomben. Dazwischen wurde dem Neo-Natikicker der erhoffte Elfmeter verweigert, worauf der Walliser mit portugiesischen Wurzeln die Contenance verlort und seinen Schuh im Frust über den Platz warf – und damit FCZ-Verteidiger Mirlind Kryeziu traf. Die logische Konsequenz: Platzverweis. Darüber hinaus lieferten sich die beiden Teams ein intensives, umkämpftes Duell, dass durchaus nicht mit 0:0 hätte ausgehen müssen. Aber sowohl David von Ballmoos (in der 89. Minute gegen Juan José Perea) als auch Yanick Brecher (56. gegen Monteiro) parierten bravourös und konnten sich – wenn sie für einmal bereits geschlagen waren – auf ihre Teamkollegen oder die Torumrandung verlassen, um ihre weisse Westen zu behalten. So blieb es schlussendlich bei der gerechten Punkteteilung, deren Wert sich vermutlich erst später in dieser Saison richtig einschätzen lässt.
Selbe Geschichte, anderer Ort
1:6 vor Wochenfrist, 0:5 am Samstagabend. Kein Frage, die Winterthurer Revanche im Basler St. Jakob-Park ging mächtig in die Hose. Wobei wohl bereits im Vorfeld kaum jemand mit einer erfolgreichen Retourkutsche seitens der Eulachstädter gerechnet hatte. Viel mehr zeichnete sich schon früh im Spiel eine Duplizität der Ereignisse der Vorwoche ab, als der FCB kurz nach Ablauf der ersten halben Stunde mit 3:0 führte. Immerhin: Dieses Mal dauert es sechs Minuten länger, ehe Anton Kadé (14.), Benie Traroé (28.) und Kevin Carlos (39.) die Partie frühzeitig für die Bebbi entschieden hatten. Und auch dieses Mal prägte Xherdan Shaqiri die Partie nach Belieben (drei Skorerpunkte), wurde dabei aber noch von Benie Traroré (zwei Tore, zwei Vorlagen) übertroffen. Dem FCW wurden hingegen zum zweiten Mal innert Wochenfrist die Grenzen deutlich aufgezeigt. 1:11 Tore in zwei Partien gegen den FC Basel sind zwar per se kein Beinbruch, die nächsten drei Spiele gegen Lausanne, GC und Sion könnten für den weiteren Verlauf der Spielzeit aber vorentscheidend werden. Dort müssen zwingend Punkte her – was aber auch für die direkte Konkurrenz gelten wird, während sich der FCB weiter nach oben orientieren kann. Nach dem dritten Sieg in den letzten vier Partien stehen die Basler auf Platz 4, drei Punkte hinter dem Spitzen-Duo aus Zürich und Lugano.
16 Sekunden
Die Geschichte des zweiten Saison-Duells zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Sion ist relativ schnell erzählt. Sie handelt von St. Gallens Chadrac Akolo und Mihailo Stevanovic, beide ziemlich ungeschickt, der Stürmer jedoch mit der notwendigen Portion Glück. Denn in der 54. Minute schrammte der Kongolese nur um Haaresbreite an der Peinlichkeit der bisherigen Saison vorbei, als er eine perfekte Vorlage Lukas Görtlers nur mit viel Glück und aus drei Metern nicht direkt in die Arme des bereits geschlagenen Heinz Linder zurückschob. Stattdessen führten die Ostschweizer ab diesem Zeitpunkt und bis zur 68. Minute mit 1:0, ehe der nur 16 Sekunden zuvor eingewechselte Mihailo Stevanovic dem Walliser Gast unverhofft die Chance zum Ausgleich eröffnete. Eine Flanke von Numa Lavanchy wehrte der gebürtige Baselländer nämlich derart unglücklich an die eigene Hand ab, dass Schiedsrichter Kanagasingam sofort auf den Punkt zeigt. Ali Kabacalman trat an und versenkte souverän zum Ausgleich. Beim 1:1 blieb es, womit sich die beiden Kontrahenten zum zweiten Mal innert Wochenfrist die Punkte teilten, was keinem wirklich hilft. St. Gallen belegt nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge Rang 7 (17 Punkte), Sion nach dem neunten Spiel ohne Sieg Rang 9 (14 Punkte)
Was denn sonst?
Vier Spiele, vier Siege, vier Mal «zu Null». Als hätte sie nie etwas anderes getan, spielt die Mannschaft von Trainer Ludovic Magnin zur Zeit ihre Matches herunter und besiegte nach Winterthur, GC und Yverdon gestern nun auch erstmals einen «Grossen». Ausgerechnet Léman-Rivale Servette war das Opfer und mit dem 0:1 (Noë Dussene, 17.) am Ende sogar noch eher gut bedient. Auf jeden Fall verpassten die Lausannois in den ersten 75 Minuten mehrmals sich bietende Möglichkeiten, um auf 2:0 zu erhöhen, ehe die Grenats in der Schlussphase das Spieldiktat doch noch übernehmen konnten. Nur: Zu richtig zwingenden Chancen kam der vormalige Co-Leader nicht, auch Steve Rouillers Kopfball in der Nachspielzeit konnte die Waadtländer Defensive nicht wirklich beunruhigen. Und so verpassten die Genfer zum zweiten Mal in dieser englischen Woche die Gelegenheit, sich an der Tabellenspitze zu behaupten, während Lausanne-Sport mittlerweile nur noch fünf Punkte hinter Tabellenführer FCZ auf Rang 6 steht. Und mit dem Auswärtsspiel beim FC Winterthur vor der Brust, könnte der Weg der Waadtländer bald noch weiter nach oben führen.
Spektakulär
Eigentlich war es nur eine Szene und erst noch ohne Tor. Und dennoch dürfte die Partie zwischen Lugano und Yverdon-Sport dem neutralen Zuschauer am ehesten für diese 68. Minute im Gedächtnis bleiben, in der sich Luganos Hadj Mahmoud in die Luft schraubte, sich quer legte, und den Ball ebenso wuchtig wie herrlich an Paul Bernardonis Fingerspitzen und den Querbalken knallte. Kein Tor, aber ganz viel Spektakel in einem Spiel, dass ansonsten von wenigen Tessiner Geistesblitzen in der Offensive lebte. In der 36. Minute zum Beispiel, als sich die Bianconeri nach einem Waadtländer Ballverlust in der eigenen Hälfte blitzschnell ins Zentrum kombinierten, wo Renato Steffen zum 1:0 vollstreckte. Und in der 72. Minute, als Ignacio Aliseda mit seinem bereits sechsten Saisontor für das entscheidende 2:0 sorgte. Yverdon war davor und danach zu keiner echten Reaktion fällig und unterlag mit nur einem registrierten Torschuss zum zweiten Mal in Folge. Für die Tessiner endete die englische Woche mit den Punkten Nr. 5, 6 und 7 und dem Vorstoss an die Tabellenspitze, direkt hinter dem punktegleichen FC Zürich (13/25). Eine gelungene Reaktion auf die Niederlage in Yverdon vor zwei Wochen, aus der Lugano die richtigen Schlüsse gezogen zu haben scheint.
VAR da was?
Mit 2:0 besiegte der FC Luzern gestern Nachmittag den Grasshopper Club Zürich und festigte damit seine Position in den Top 6 der Super-League-Tabelle. Insofern entsprach der Sieg der Zentralschweizer gegen den Tabellenvorletzten auch einer gewissen Logik, auch wenn die Art und Weise des Erfolges nicht zwingend den Erwartungen entsprach. Einerseits waren es die Gäste aus Zürich, welche das Spiel über weite Strecken prägten und die aktivere Equipe stellten. Andererseits spielte der VAR bei der endgültigen Entscheidung in Halbzeit zwei eine ebenso unrühmliche wie unverständliche Rolle, als er sich in einer alles andere als eindeutigen Handspielsituation meldete, und schliesslich in Kombination mit Schiedsrichter Von Mandach auf Elfmeter entschied. Donat Rrudhani sagte danke und besorgte in der 59. Minute das 2:0 für das Heimteam, dass nach einem mustergültigen Konter durch Levin Winkler bereits in der neunten Minute in Führung gegangen war. Das Tor war nahezu eine Kopie des Gegentreffers, den sich die Hoppers bereits am Donnerstagabend gegen Lugano eingefangen hatte und kostete den Rekordmeister abermals jene Punkte, die er so dringend benötigen würde. Mit erst neun Zählern nach den ersten 13 Runden befinden sich GC und Trainer Marco Schällibaum in einer gefährlichen Situation. Vor den wegweisenden Heimspielen gegen St. Gallen und Winterthur (nach der Länderspielpause) dürften auf dem GC-Campus diese Woche die Köpfe rauchen.