Aufgefallen: Der 32. Spieltag in der Credit Suisse Super League
Verliert die Super League doch noch das bereits eingeplante, ultra-spannende Titelrennen? Nach dem vierten FCB-Erfolg in Serie sieht es verdächtig danach aus, als könnten die Kicker vom Rheinknie schon bald ihren 21. Meistertitel feiern. Dafür ist im Abstiegskampf plötzlich wieder vieles möglich. Unser Rückblick auf das Schweizer Fussball-Wochenende.
Irgendwie
Am Ende war der Jubel riesig. Mit 2:1 besiegte der Grasshopper Club Zürich am Samstagabend Yverdon-Sport und tat dies auf die einzig mögliche Art und Weise: Mit viel Kampf, etwas Glück und zwei Toren nach stehenden Bällen (Maksim Paskotsi nach elf Minuten, Pascal Schürpf in der 78.). Denn aus dem Spiel heraus, war es das Heimteam gewesen, das sich die besseren Torgelegenheiten erarbeiten konnte, diese aber wie bereits in der Vorwoche in Bern nur einmal (Cristiano Piccini, 33.) nutzen konnte. Und so waren es am Ende die Hoppers (32/33, -10), die dank dem zweiten Vollerfolg in Folge den Barrageplatz verlassen und an die Waadtländer (32/33, -19) übergeben konnten. Das letzte Wort in diesem Duell dürfte aber noch nicht gesprochen sein.
Viel zu wenig
Eigentlich kann man ein Fussballspiel so nicht gewinnen. Ohne richtigen Zug aufs Tor, ohne die notwendige Risikobereitschaft und vor allem ohne einen einzigen Schuss auf des Gegners Gehäuse. Es sei denn, jener agiere genau gleich unentschlossen und ist dann auch noch so nett, den entscheidenden (Kopf)Ball direkt selbst im eigenen Netz zu versenken. Morgan Poaty hiess der Lausanner Unglücksrabe in der 61. Minute und sorgte mit seinem Eigentor dafür, dass der FC Winterthur im Abstiegskampf einen überlebenswichtigen Dreier einsammeln konnte. Zwar beträgt der Rückstand der Eulachstädter auf das rettende Ufer noch immer sechs Punkte, nach sieben Punkten aus drei Spielen könnte der FCW (32/27) aber gerade noch rechtzeitig zur notwendigen Effektivität gefunden haben. Auf der anderen Seite verpasste Lausanne-Sport (32/44) eine riesige Gelegenheit, auf Kosten des FC Zürich in die Top 6 zurückzukehren. Was die Waadtländer an diesem Abend zeigten, war aber ganz einfach auch viel zu wenig.
Kaum zu glauben
Klar, in der Theorie hätten es wohl auch 33 Runden sein können. Aber am Ende war es dem FC Basel vergönnt, nach sage und schreibe 32 Spieltagen als erster Leader zwei Spiele hintereinander zu gewinnen. Und das diskussionslos mit 0:4 beim FC Zürich in einer Partie, in der der FCZ stark loslegte, das erste Tor aber auf der Gegenseite fiel. Philip Otele traf früh (10.), nachdem Chouiar, Zuber und Reichmuth zuvor für den Gastgeber verpassten. Spätestens nach Shaqiris 0:2 (43.) war die Messe dann gelesen, setzten die Bebbi mit den Doppeltorschützen Shaqiri (52.) und Otele (58.) zum Schaulaufen an. Mit dem 0:4 waren die Zürcher am Ende noch gut bedient, unterstrich die zweite Hälfte (drei aberkannte Basler Tore) doch ziemlich deutlich, in welche Richtung es für die beiden Klubs in den kommenden Wochen noch gehen könnte. Für Basel (32/58) ganz klar in Richtung erster Meistertitel seit 2017, während der FCZ (Rang 6 mit 47 Punkten) bis zum Schluss um seinen Platz in den Top 6 wird zittern müssen. Die gute Ausgangslage nach dem Stadtderby wusste die Mannschaft von Trainer Ricardo Moniz in den letzten zehn Tagen jedenfalls nicht zu nutzen.
Pflicht erfüllt
Eigentlich waren beide Teams zum Siegen verdammt. Der FC Lugano, um den eigenen Absturz in Richtung untere Tabellenhälfte endlich zu stoppen und möglicherweise doch noch einmal vorne anzugreifen. Der FC St. Gallen, um im Rennen um die Top 6 wichtige Punkte einzufahren und zugleich von den ungewollten Steilvorlagen aus Zürich und Lausanne zu profitieren. Am Ende trennten sich die beiden Teams trotzdem mit 1:1 (Tore durch Martim Marques und Willem Geubbels), konnten so aber zumindest ihr Mindestziel erreichen. Denn der gewonnene Punkt genügte sowohl den Bianconeri (32/49), um den Platz in den Top 6 definitiv zu sichern, als auch den Ostschweizern, um am letzten Spieltag vor der Tabellentrennung vielleicht doch noch den Sprung in die Championship Group zu schaffen. Dafür wird der FCSG (Rang 8 mit 44 Punkten) mit Sicherheit einen Vollerfolg über den FC Sion benötigen – und dann von der Schützenhilfe der Young Boys (vs. Zürich) und des FC Lugano (vs. Lausanne) profitieren müssen. Letztere hätte dagegen mit Sicherheit auch nichts einzuwenden. Ab Rang 2 ist für die Tessiner in dieser Spielzeit (mit etwas Glück) nämlich noch einiges möglich.
Geteiltes Leid
Nein, ein Unentschieden muss nicht zwingend eine maue Angelegenheit sein. Und langweilig war das gestrige 1:1 zwischen dem FC Sion und Servette Genf auf keinen Fall. Dafür war die Atmosphäre vor über 14'000 Fans zu prickelnd, die Schlussphase zu packend und die Torszenen zu zahlreich. Doch am Ende waren die beiden Teams mit den Treffern von Numa Lavanchy (65.) und Alioune Ndoy (69.) und der daraus resultierenden Punkteteilung halt doch zu schlecht bedient, als das im einen oder anderen Lager grosse Freude ausgebrochen wäre. Nicht bei Sion (32/36), dass trotz dem ersten Punktgewinn nach zwei Pleiten nur noch über drei Punkte Reserve auf den Barrageplatz verfügt. Und nicht bei den Genfern (Rang 2 mit 52 Punkte), die noch vor zwei Wochen von der Tabellenspitze grüssten, nach nur einem Punkt aus drei Partien nun aber bereits sechs Punkte hinter Leader Basel liegen. Vielleicht hilft das kleine Erfolgserlebnis im Rhone-Derby den beiden Rivalen mit Blick auf die kommenden Aufgaben. Falls nicht, werden vom gestrigen Duell mit Sicherheit eher die zwei verlorenen Punkte in Erinnerung bleiben.
Wie ausgewechselt
Nein, das hatte man so nicht kommen sehen. Nicht nach dem blutleeren 1:3 vor Wochenfrist bei den Grasshoppers. Nicht nach zuletzt einem Sieg aus sechs Spielen und erst Recht nicht gegen einen Gegner wie die Young Boys, die noch vor neun Tagen als heisser Titelkandidat galten. Doch dann zeigt der FC Luzern dem möglicherweise bald abtretenden Titelverteidiger am Sonntagnachmittag den Meister, und dies so richtig. Klidjé (26.) und Knezevic (38.) trafen vor der Pause, Rrudhani (46.), Stankovic (65.) und Spadanuda (70.) danach und in der Summe ergab das schliesslich die höchste YB-Niederlage seit über zehn Jahren. In der Tat liessen die Berner in der Swissporarena insbesondere defensiv vieles von dem vermissen, was sie in den letzten Woche ausgezeichnet hatte, sie wirkten indisponiert und resignierten schlussendlich frühzeitig. Mit 50 Punkten nach 32 Spielen geht es für die Berner vorerst wieder vor allem darum, Platz 2 hinter dem FC Basel zu sichern. Das möchten nach dem gestrigen Gala-Auftritt allerdings auch die Luzerner (51 Punkte) – neuerdings wieder mit dem dickeren Punktekonto und dem kurzfristig viel besseren Gefühl als der gelb-schwarze Rivale.