Aufgefallen: Der 28. Spieltag in der Credit Suisse Super League
Auch Spitzenteams verlieren hin und wieder Spiele – insbesondere in der Super League. Hier unterlagen an diesem Wochenende die Teams auf den Rängen 1, 2 und 3, weshalb man neu wieder von einem Sechskampf um den Meistertitel sprechen kann. Unser Rückblick.
Im dümmsten Moment
Ausgerechnet gegen Lausanne-Sport. Ausgerechnet im Sechspunktespiel gegen einen direkten Strichkonkurrenten und ausgerechnet nach zuvor zehn Heimspielen ohne Niederlage. Die Rede ist vom 0:2 des FC St. Gallen gegen die Waadtländer, eingeleitet durch einen schlimmen Fehler Bastien Tomas nach zehn Minuten, vollendet durch Alvyn Sanches‘ 12. Saisontreffer nach nicht einmal einer halben Stunde (24.). Doch mindestens genauso sehr wie die Niederlage dürfte die Grün-Weissen die Tatsache ärgern, dass sie abermals eine Chance verpassten, sich am Strich zumindest einen Konkurrenten ein wenig vom Hals zu schaffen. Stattdessen stehen die Lausanner (Rang 7 mit 40 Punkten) nach dem ersten Sieg in den letzten fünf Partien plötzlich wieder vor St. Gallen (28/39), dass sich stattdessen nur noch auf Rang acht wiederfindet. Nicht nur wegen der anstehenden Nationalmannschaftspause ein Dämpfer zur Unzeit.
Zu früh gefreut
Eigentlich war alles angerichtet: Jubiläum zum 135. Geburtstag, über 15‘000 Zuschauer:innen im Stade de Gèneve und mit Yverdon ein Gegner, der überhaupt noch nie in Genf hatte gewinnen können. Zudem waren es die Grenats, die nach zuletzt fünf Siegen in Folge als Tabellenführer und mit breiter Brust in diese Partie stiegen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt – und dass nicht einmal so überraschend. Denn wer vor der Partie einen genauen Blick auf die Bilanz zwischen den beiden Teams geworfen hätte, hätte gesehen, dass diese sich auch nach fünf Derbies in der Super League komplett ausgeglichen präsentierte (je zwei Siege und ein Unentschieden). Und so waren es in der Tat die Waadtländer, die nach den 90 plus Spielminuten das bessere Ende für sich behielten. Wintertransfer-Hit Antonio Marchesano (26.), Moussa Baradji (39.) und Mateusz Legowski (52.) schossen die Tore zum ersten zweiten Auswärtssieg der Grün-Weissen in dieser Saison, Enzo Crivelli (28.) und Anthony Baron (64.) konnten für den Jubilar nur noch verkürzen. Dieser verpasste mit dem 2:3 somit die Chance, sich an der Tabellenspitze etwas abzusetzen (28/48), während Yverdon (28/31) im Abstiegskampf einen sehr wertvollen Dreier einfuhr. Neu beträgt der Vorsprung auf den Barrageplatz vier Punkte.
Kaltstart zu sechs Punkten
Nein, natürlich war es nur drei Zähler, die der FC Zürich gegen Luzern schlussendlich einspielte, gefühlt hätten es aber durchaus auch sechs oder noch mehr sein können. Denn zum einen kehrten die Stadtzürcher mit dem Erfolg wieder in die Top 6 der Tabelle zurück, zum anderen überwanden sie im Duell mit den Zentralschweizern einen veritablen Fehlstart. Erste Torchance gegen sich nach knapp zehn Sekunden, 0:1 nach einem Bock in der Zürcher Hintermannschaft nach fünf Minuten (Donat Rrudhani). Danach allerdings drehte der FCZ auf, sorgte mit einem starken Auftritt für die Wende. Chouiar (32.) und Krasniqi (34.) trafen bis zur Pause, Zuber im Anschluss zweimal beinahe, ehe Samuel Ballet in der 76.Minute für die Entscheidung sorgte. Mit neu 42 Punkten stehen die Zürcher nur noch zwei Punkte hinter dem FCL auf Rang 6, der seinerseits zum dritten Mal in Folge ohne Sieg blieb und somit die Chance verpasste, an der Tabellenspitze von den Niederlagen von Servette Genf und Basel zu profitieren. Donat Rrudhanis zweiter Treffer (per Elfmeter in der 96. Minute) war lediglich Resultatkosmetik.
Ganz normaler Wahnsinn
Vier Aluminium-Treffer. Ein zurückgenommener Elfmeter im Tausch gegen eine rote Karte. Ein Führungstreffer aus knapp 30 Metern sowie verpasste Grosschancen von maximaler Qualität. Und schliesslich doch noch der Ausgleich in der 94. Minute – kurzum der ganz normale Super-League-Wahnsinn an einem verregneten Sonntagnachmittag in Zürich. Schlussendlich trennten sich der Grasshopper Club Zürich und der FC Sion mit 1:1 (Torschützen Benjamin Kololli in der 47., Nicolas Muci in der 94.), ein Resultat, dass vor allem den Zürchern (28/27) nicht wirklich weiterhilft. Denn einerseits verpassten sie mit der Punkteteilung die Gelegenheit, wieder bis auf vier Punkte an die Walliser (28/34) heranzurücken. Andererseits vergrösserte sich ihr Rückstand auf Yverdon und Rang 10 auf vier Punkte. Zumindest ein bisschen dürften sich allerdings auch die ab der 71. Minute dezimierten Sittener (rote Karte nach Handspiel gegen Numa Lavanchy) über den späten Gegentreffer ärgern: Mit zwischenzeitlich zehn Punkten Vorsprung auf den Tabellenkeller hatten sie den Abstiegskampf doch eigentlich fast schon hinter sich gelassen.
Egal wie
Am Schluss retteten Goalie Amir Saipis Fingerspitzen und ein paar Zentimeter. Und das in einem Spiel, indem der FC Lugano den Tabellenletzten aus Winterthur während 85 Minuten im Griff hatte, mit 2:0 führte (Doppelpack Georgios Koutsias) und am Schluss dennoch um den ersten Vollerfolg nach sechs Pleiten in Folge bangen musste. Denn kurz vor Schluss hatte Winti in der Person von Loic Lüthi doch noch getroffen und so für eine spannende Schlussphase gesorgt. Doch am Ende bibberten sich die Tessiner zum langersehnten Sieg, irgendwie und dank ihrem Keeper, was aber spätestens nach der anstehenden Länderspielpause niemanden mehr kümmern wird. Dann werden die Bianconeri (28/45) als Tabellendritter in die letzten zehn Meisterschaftsrunden steigen, nur drei Zähler hinter Tabellenführer Servette, der dann zudem auch noch im Tessin zu Gast sein wird. Auf der Gegenseite können die Eulachstädter von derlei Perspektiven aktuell nur träumen. Nach der neuerlichen Auswärtsniederlage beträgt ihr Rückstand auf GC und Rang 11 sieben Punkte. Yverdon-Sport dürfte mit neu elf Zählern Vorsprung bereits enteilt sein.
Vielleicht doch
Lugano? Fehlten in Bern fünf Minuten. Basel? Packte es zuletzt weder im Wankdorf noch im Joggeli. Servette? Folgt in knapp zweieinhalb Wochen. Und deshalb ist es mittlerweile so, dass Meister YB plötzlich wieder von einer erfolgreichen Titelverteidigung träumen kann. Trotz sechs Spielen ohne Sieg zum Saisonstart, trotz der drittschwächsten Auswärtsbilanz vor dem gestrigen Gastspiel in Basel und trotz jüngsten Niederlagen gegen die beiden Schlusslichter der Tabelle. Denn von eben jenem Gastspiel in Basel brachten die Berner gestern drei Big Points mit nach Hause, die - gekoppelt mit der gleichzeitigen Niederlage von Servette - dafür sorgten, dass Gelb-Schwarz zehn Runden vor Saisonende nur noch fünf Punkte hinter dem Leaderthron lauert. Dank Christian Fassnacht, der zum ersten Mal in seiner Karriere einen Doppelpack schnürte (1. und 78. Minute) und dank einem FCB, der es zum dritten Mal in den vergangenen vier Runden nicht verstand, ein für ihn positives Ergebnis (Otele hatte zwischenzeitlich ausgeglichen) über die Runden zu bringen. Stattdessen verpassten die Basler die goldene Gelegenheit, an Leader Servette vorbeizuziehen und gleichzeitig Lugano und YB auf Distanz zu halten. Nach nur sechs Punkten aus den letzten sechs Spielen könnte die aktuelle Baisse für Basel irgendwann noch zur Hypothek werden.