Aufgefallen: Der 25. Spieltag in der Credit Suisse Super League
Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten. Was der legendäre Sepp Herberger schon in den 1950er Jahren wusste, wurde an diesem SL-Wochenende gleich mehrfach bestätigt. Nicht unbedingt zur Freude von GC, Basel, Winterthur und Lugano.
25 für 25
25 Runden sind in der Super-League-Saison 2024/2025 mittlerweile gespielt, 25 Punkte haben die Zürcher Grasshoppers dabei nach Führung schon verspielt. Besonders bedrückend an dieser Bilanz: Im selben Zeitraum haben die Hoppers erst 23 Punkte geholt, weshalb sie sich in der Tabelle unverändert in akuter Abstiegsgefahr befinden (Rang 11). Dass der Befreiungsschlag auch am Samstag nicht gelang, lag zum wiederholten Mal an einem Spieler, der im Verlaufe der bisherigen Saison noch nicht ein einziges Mal während mehr als 29 Minuten auf dem Platz stand. Fabricio Oviedo, 20-jähriger Mittelstürmer aus Argentinien, schnappte den Zürchern zum zweiten Mal innerhalb von 17 Tagen den Sieg vom Teller, dieses Mal mit dem 2:2-Ausgleich in der 96. Minute. Zuvor hatte GC ein frühes 1:0 (Alvyn Sanches, 13.) durch die ersten beiden Saisontore von Adama Bojang (55. und 60.) in ein 1:2 umgewandelt und stand dicht vor dem ersten Dreier in den letzten sechs Spielen. Doch mit seinem zweiten Saisontor (beide gegen GC) machte Oviedo den Hoppers erneut einen Strich durch die Rechnung. Lausanne (37 Punkte) verbleibt somit auf Rang 5, während der Rekordmeister den Sprung auf Rang 10 in letzter Sekunde doch noch verpasste.
Identifikationsfigur
Da war er also, Antonio Marchesano, und stand den übertragenden TV-Stationen nach geschlagener Schlacht Rede und Antwort. Per se war das noch keine Schlagzeile wert, schliesslich hatte der 34-Jährige bei seiner Rückkehr in den Letzi das einzige Tor für Yverdon-Sport (58.) erzielt. Gejubelt hatte der gebürtige Tessiner – ganz der pflichtbewusste Fussballer - dabei nicht, dass er im Anschluss jedoch direkt mit FCZ-Fanschal vor die Kameras trat, war dann trotz 295 Pflichtspielen für den Stadtklub gewöhnungsbedürftig. Immerhin muss man dem offensiven Mittelfeldspieler zu Gute halten, dass er sich seit seinem Wechsel an den Neuenburgersee zum verlässlichsten Torschützen der Grün-Weissen (Rang 10 mit 24 Punkten) entwickelt hat. Gegen Zürich (Rang 8 mit 36 Punkten) reichte das aufgrund von Gegentoren durch Steven Zuber (10.) und Janoah Markelo (74.) zwar nicht zum erhofften Punktgewinn, die Chance auf doppelten Legendstatus erhielt sich der Rechtsfuss aber aufrecht: Trifft er nämlich auch in den noch anstehenden Spielen gegen die Grasshoppers, dürfte ihm die uneingeschränkte Liebe gleich zweier Fanlager gewiss sein.
Verbaslert
71 Minuten waren im ausverkauften Kybunpark gespielt, als FCSG-Linskverteidiger Noah Yannick einen Eckball von Xherdan Shaqiri unglücklich zum 0:2 ins eigene Netz abfälschte. Die vermeintliche Entscheidung in einem packenden Spiel – hätten die Basler in der Schlussviertelstunde nicht plötzlich vergessen, wie man Eckbälle verteidigt. Erst kamen sich Marwin Hitz und Dominik Schmid auf der Torlinie gegenseitig in die Quere, so dass Christian Witzig abstauben konnte (78.), dann liess man St.Gallens Topskorer Willem Geubbels (nach Flanke Thoma) im entscheidenden Moment gewähren (87.). 2:2 und damit zwei späte Verlustpunkte, die die Bebbi in der Endabrechnung noch teuer zu stehen kommen könnte. Anstatt sich mit neu 44 Punkten zumindest temporär ein wenig abzusetzen und getrost der Dinge, die sich am Sonntagnachmittag in Bern ereignen würden, zu harren, steht der FCB zwar wieder auf Rang 1 – neu aber mit den punktegleichen Teams aus Lugano, Luzern und Genf. So weit oben stehen die St. Galler nicht, bleiben nach der erfolgreichen Aufholjagd jedoch dick am Geschäft am Strich. Ihre 36 Punkte reichen aktuell zu Rang 7, einen Zähler hinter Lausanne und YB.
Anschauungsunterricht
Wie es geht, weiss Sions Verteidiger Kreshnik Hajrizi scheinbar haargenau. Auf alle Fälle war sein Eigentor zum schlussendlich entscheidenden 0:2 in Luzern (58.) ein perfektes Lehrbeispiel für Angreifer im ganzen Land: Den Ball kurz antippen und in nahezu einer Bewegung intuitiv und mit viel Gefühl über den chancenlosen Keeper hinweg im entfernten Knick versenken. Zwar brachte Luzerns Severin Ottiger die Walliser ein paar Zeigerumdrehungen später mit seinem Eigentor (65.) zurück ins Spiel, im Anschluss aber zeigten die Zentralschweizer den Gästen, wie man einen Sieg dreckig nach Hause spielt. Ohne gross zu überzeugen, brachte der FCL auch den vierten Heimdreier in Folge über die Runden, dank der frühen Führung durch Adrian Grbic (6.) und dank einer im Anschluss zumindest defensiv soliden Leistung. Mit dieser schloss Luzern (25/42) in der Tabelle zum FC Basel und zum FC Lugano auf und belegt neu punktegleich mit den Bebbi, den Tessinern und dem Servette FC die Plätze 1 bis 4. Auf der anderen Seite verpassten es die Sittener sich für eine über weite Strecken engagierte und gute Leistung mit Zählbarem zu belohnen. Mit 30 Punkte aus 25 Spielen befindet sich der Aufsteiger im Niemandsland der Tabelle und wirkt zumindest aktuell so, als ob er in den kommenden Wochen weder mit dem Abstieg (sieben Punkte Vorsprung Rang 11) noch mit der Championship Group (sechs Punkte Rückstand auf Rang 6) noch etwas zu tun haben wird.
Ein gutes Näschen
So schnell kann es gehen. Noch vor zwei Wochen und dem Heimspiel gegen den FC Basel stand Trainer Thomas Häberli in Genf mächtig unter Druck. Von zehn Spielen hatten die Grenats gerade mal eines gewinnen können und drohten in der Meisterschaft vorzeitig den Anschluss zu verlieren. Mit sieben Punkten Vorsprung reisten die Bebbi damals ins Stade de Genève, von denen heute kein einziger mehr übrig geblieben ist. Denn dem Sieg im Direktduell mit dem Tabellenführer liess der SFC letzte Woche den nächsten Dreier bei GC folgen und setzte gestern Nachmittag gegen Winterthur noch einen drauf. Mit einem hartumkämpften 3:1 wurde der Tabellenletzte (25/17) zurück in die Deutschschweiz geschickt, auch weil der Torriecher den ehemalige Stürmer Häberli auch auf der Bank nicht verlassen hat. So wechselte der 50-Jährige nach Wintis 0:1 nach 63 Minuten (Luca Zuffi traf vom Punkt) die beiden Youngster Alioune Ndoye (23) und Kayan Varela (18) ein und entschied damit in der Schlussphase das Spiel. Denn erst glich Ndoye für den neuen Co-Leader (25/42) per Kopf aus (69.), dann sorgte Varela für die späte Genfer Führung (89.), ehe der 23-jährige Senegalese mit seinem zweiten Treffer in der Nachspielzeit schliesslich für die Entscheidung sorgte. Bitter für die Eulachstädter, die sich lange Zeit Hoffnungen auf wichtige Punkte machen durften, am Ende aber einen weiteren Zähler Rückstand auf den Barrageplatz (GC mit 25/23) hinnehmen mussten.
Wehmütig
Am Ende waren sie alle da, die Emotionen einer bitteren Niederlage bei Lugano-Trainer Mattia Croci-Torti und seinen Spielern: Wut, Enttäuschung und Frust darüber, am Sonntagnachmittag in Bern eine grosse Chance nicht genutzt zu haben. Dabei war der eine Punkt zum Greifen nah, der den Tessinern nicht nur die alleinige Tabellenführung beschert, sondern Titelverteidiger YB auch vorentscheidend zurückgebunden hätte. Doch Jaouen Hadjams (nicht unhaltbarer) Weitschuss in der 88. Minute sorgte dafür, dass sich all die schönen Tessiner Szenarien in einem einzigen Augenblick in Luft auflösten. Verständlich sorgte das bei den Bianconeri für Wehmut, mussten sie sich nach 95 intensiven Minuten doch in erster Linie an die eigene Nase fassen. Zu passiv agierte der vormalige Tabellenführer in den letzten 20 Minuten, zu wenig wurden die drei Punkte gegen einen nicht unwiderstehlichen Gegner gesucht, den man mit einem Sieg deutlich distanziert hätte. So nutze YB kurz vor Schluss die sich bietende Gelegenheit zum nicht zwingenden Erfolg und hauchte sich selbst so ganz viel neues Leben ein. Noch immer trennen Gelb-Schwarz (25/37) fünf Punkte und fünf Teams von der SL-Tabellenspitze, mit etwas mehr Courage auf Seiten Luganos hätten es aber auch deutlich mehr sein können.