Aufgefallen: Der 24. Spieltag in der Credit Suisse Super League
Ein Tor hier, ein Gegentreffer da – und schon sieht die Welt ganz anders aus. Während sich YB, GC oder St. Gallen wohl noch lange über eine verpasste Möglichkeit ärgern werden, nimmt man dieses SL-Wochenende in Lugano, Yverdon und Genf gerne mit. Unser Rückblick.
Es war einmal
Es war einmal eine Mannschaft, die nach 14 Runden die Tabelle der Super League anführte. Effizient spielte sie, sehr solide und weckte in ihrer Art Erinnerungen an eine Equipe, die in der Saison 2021/2022 zur Überraschung vieler und dennoch überlegen Schweizer Meister geworden war. Die Rede ist (natürlich) vom FC Zürich, der mittlerweile jedoch so überhaupt nicht mehr an jene Truppe - oder auch nur schon an den FCZ der ersten vier Saisonmonate – erinnert. Beim 1:2 in Sitten tauchten die mittlerweile auf Rang 8 abgerutschten und im Winter generalüberholten Zürcher (24/33) zum bereits vierten Mal in dieser Rückrunde, in der sie bislang nur die beiden Kellerkinder aus Yverdon und Winterthur in Schach halten konnten. Bei den zuletzt ebenfalls kriselnden Wallisern (ein Punkt aus den ersten fünf Rückrundenspielen) agierten die Stadtzürcher zwar optisch überlegen, aber vor allem in der zweiten Halbzeit zu wenig zwingend, um auf die Gegentore von Mohcine Bouriga (18.) und Anton Mirantschuk (39.) noch ausreichend reagieren zu können. Immerhin gelang dem FCZ nach toller Vorarbeit von Steven Zuber durch Juan Jose Perea der schönste Treffer des Abends (21.). Dass es für den kolumbianischen Topscorer der erste seit Ende Oktober war, sagt auch einiges über die zunehmend negative Entwicklung in Zürich aus.
Gut Ding will Weile haben
Man hätte es irgendwie nachvollziehen können. Dass Lugano nach überlegen geführtem Spiel und drei Aluminium-Treffern in den ersten 40 Minuten (Chapeau, Herr Bottani) irgendwann damit begonnen hätte, ob all dem angestauten Frust den Faden zu verlieren. Doch für einmal bewahrheitete sich die vielleicht älteste Weisheit im Fussball, nach der man die Tore erhält, die man vorher nicht macht, nicht. Im Gegenteil, wobei alles andere angesichts der kompletten Luzerner Harmlosigkeit im Spiel nach vorne auch nur sehr schwer vermittelbar gewesen wäre. So waren es die Bianconeri, die sich in den letzten 25 Spielminuten doch noch für ihre engagierte Leistung belohnten. Erst traf Yanis Cimignani nach 67. Minuten wuchtig mit dem Kopf, dann sorgte Hadj Mahmoud mit dem 2:0 (89.) für die endgültige Entscheidung und dafür, dass die Tessiner (24/42) in der Tabelle ab sofort wieder vor den Zentralschweizern (24/39) stehen. Dank Basels Punktverlust gegen Lausanne grüsst Lugano neu sogar wieder von der Tabellenspitze.
Lieblingsgegner
Uli Forte gesperrt in der Fankurve? Kein Problem. Das zuletzt aufstrebende YB als Gegner? Umso besser, und das sprichwörtlich. Denn der amtierende Meister aus Bern hat sich innerhalb von nur einem Monat zum neuen Lieblingsgegner des FC Winterthur entwickelt. Musste der FCW beim 0:0 zum Rückrundenauftakt noch eine gehörige Portion Glück in Anspruch nehmen, genügt gestern ein schwacher Moment von YB-Keeper Marvin Keller, um den Eulachstädtern die Rückrundenpunkte Nr. 2, 3 und 4 (allesamt gegen Gelb-Schwarz) zu bescheren. Matteo Di Giusto, kurz zuvor eingewechselt, zog in der 84. Minute ab und sorgt mit seinem Treffer nicht nur für grossen Jubel auf der Schützenwiese, sondern auch für drei immens wichtige Punkte im Abstiegskampf. Neu liegt Winti (24/17) noch fünf Längen hinter dem Kantonsrivalen GC, während auf der Gegenseite die Berner ihrem Gesicht auch unter Neo-Trainer Giorgio Contini treu bleiben. Auf zwei gute Auftritte, folgt ein unerklärlich schwacher wie jener am Samstagabend, mit dem die Young Boys (24/34) die grosse Chance verpassten, die Teams in der vorderen Tabellenhälfte weiter unter Druck zu setzen. Als Konsequenz grüsst der Titelverteidiger auch nach dem 24. Spieltag von einem Platz unter dem Strich.
Perfektes Timing
So ist es natürlich immer am besten. Einerseits, um in einem hartumkämpften Duell gegen einen eigentlich höher quotierten Gegner irgendwie doch drei Punkte einzusacken. Andererseits, um nach dem Erfolg des Verfolgers am Vorabend die perfekte Antwort auf eine sich anbahnende Challenge zu geben. So, das ist ein 1:0 Heimerfolg für Yverdon-Sport im Duell mit den ebenfalls Grün-Weissen aus St. Gallen, manifestiert durch ein etwas glückliches 1:0 durch Winter-Neuzugang Antonio Marchesano. Dieses fiel erst in der 92. Minute und nach einem Missverständnis zwischen FCSG-Verteidiger Albert Vallci und Keeper Zigi, aber das interessierte im Waadtland am Ende ebenso wenig, wie der Platzverweise gegen St. Gallens Jozo Stanic, der nach gut einer Stunde wegen einer Notbremse des Feldes verwiesen wurde. Dank den drei gewonnen Punkten sprang die Mannschaft von Paolo Tramezzani (24/24) sogar auf Kosten von GC auf Rang 10, während die Ostschweizer (24/35 ) die grosse Gelegenheit verpassten, sich am Strich etwas von den Verfolgern aus Bern (34 Punkte) und Zürich (33 Punkte) zu distanzieren. Ein Fehltritt, der die St. Galler in der Endabrechnung möglicherweise noch teuer zu stehen kommen könnte.
Aus dem Nichts
So hatten sich die Grasshoppers das Ende ihrer Serie mit Bestimmtheit nicht vorgestellt. Neun Mal waren sie zuletzt ungeschlagen geblieben, hatten dabei viermal in Folge die Punkte geteilt und wollten nun gegen Servette endlich den Bock umstossen. Nur, dass er auf die falsche Seite fiel. In einer Partie, die die Zürcher lange Zeit im Griff hatten, in der sie durch Tsiy Ndenge in der 28. Minute (Elfmeter) in Führung gingen und in der sie zwei Aluminiumtreffer beklagten, wurden sie von den Grenats in der Schlussviertelstunde zweimal eiskalt geduscht. Erst traf Miroslav Stevanovic nach 76 Minuten zum Ausgleich, dann doppelte Steve Rouiller drei Minuten später per Kopf nach. Klar, dass 1:2 war ein grosszügiger Lohn für eine durchschnittliche Genfer Leistung und doch irgendwie logisch. Denn wer sich wie GC zum wiederholten Mal damit begnügt, einen Vorsprung nur zu verwalten darf sich nicht darüber wundern, wenn der Schuss eines Tages komplett nach hinten losgeht. Anstatt Rang 10 mit weiterhin beruhigenden acht Punkten Vorsprung auf Winterthur, finden sich die Hoppers (24/22) abermals auf dem Barrageplatz wieder – noch fünf Punkte vor den Eulachstädtern. Währenddessen kann sich Servette nach dem zweiten Vollerfolg innert Wochenfrist vorerst nach oben orientieren. Von Lugano an der Tabellenspitze trennen die viertplatzierten Westschweizer (24/39) noch drei Punkte.
Leistungsgerecht
Wenn zwei sich streiten, hat vielleicht keiner Recht. So geschehen am späten Sonntagnachmittag in Basel, wo sich der FCB und Lausanne-Sport in einem animierten Spitzenspiel mit 1:1 trennten. Trotzdem haderten im Anschluss der intensiven, u.a. durch vier aberkannte Tore geprägten, 90 Minuten beide Hauptübungsleiter mit ihrem Schicksal. Lausanne-Trainer Ludovic Magnin, der dem seiner Meinung nach regelwidrigen Basler Führungstreffer (Kevin Carlos, 3.) und den verpassten Chancen seiner Equipe in Halbzeit eins nachtrauerte und Basels Fabio Celestini, der die mangelnde Effizienz seiner Elf bemängelte. So blieb es am Ende beim leistungsgerechten Remis, welches die Waadtländer in der zweiten Halbzeit mit etwas Hilfe von Bebbi-Keeper Marwin Hitz bewerkstelligten, der einen wunderbaren Freistoss von Fousseni Diabaté in der 64. Minute unglücklich ins eigene Tor bugsierte. Mit dem einen Zähler können schlussendlich trotzdem beiden leben. Basel, das neu einen Punkt hinter Lugano Rang 2 (34/41) belegt und Lausanne (Rang 5 mit 24/36), dass dank dem Remis den Abstand auf das siebtplatzierte YB auf zwei Punkte ausbauen konnte.