Aufgefallen: Der 23. Spieltag in der Credit Suisse Super League
Öfter mal was Neues? Nicht zwingend in der Super League, wo man nach einer kurzen Zwischenphase wieder im bevorzugten Fahrwasser unterwegs ist. Mit Top-Teams, die Federn lassen und einem Titelverteidiger, der zwar nur an siebter Stelle rangiert, möglicherweise aber dennoch bald wieder ins Meisterrennen eingreifen kann.
Kein Bus, keine Punkte
Eigentlich ist Paolo Tramezzani bekannt dafür, seinen Mannschaften einen soliden defensiven Matchplan mit auf den Weg zu geben. Auch in Yverdon, wo der 54-jährige Italiener seit Anfang Jahr an der Seitenlinie steht, funktionierten die taktischen Kniffe des ehemaligen Inter-Akteurs zu Rückrundenbeginn vorzüglich, lediglich ein Gegentor resultierte in den ersten drei Spielen. Nun aber ist das tramezzanische Gebilde mächtig ins Wanken gekommen. 1:6 unter der Woche bei YB, 1:4 am Samstagabend im Derby bei Lausanne und die Erkenntnis, dass der geparkte Bus aktuell doch eher einem Cargo-Bike ähnelt. Lausanne hatte unter der Regie von Jungstar Alvyn Sanches (zwei Tore, Vorlage zu Alban Ajdinis 2:0) auf jeden Fall wenig Mühe, die grün-weissen Abwehrreihen in schöner Regelmässigkeit auszuhebeln. Bereits nach 36 Minuten und einem Eigentor durch Moussa Baradji war der Match entschieden, Ronaldo Tavares’ (45.) erstes Super-League-Tor lediglich Resultatkosmetik. Nach der dritten Niederlage im fünften Rückrundenspiel findet sich Yverdon unverändert auf dem Relegationsplatz wieder (23/21), während Lausanne mit dem ersten Sieg 2025 in der Tabelle eine kleinen Sprung machte. Neu stehend die Olympiastädter (23/35) auf Rang 5.
What else?
Schauspieler George Clooney wusste es im Zusammenhang mit seiner bevorzugten Kaffeemarke möglicherweise schon im Voraus. Aber auch der geneigte Super-League-Beobachter hätte im Vorfeld der Partie zwischen dem FC Lugano und dem Grasshopper Club Zürich darauf kommen können, dass sich der vormalige Tabellenzweite und der Tabellenzehnte im Direktduell ungeachtet der Tabellenlage die Punkte teilen würden. Denn schliesslich taten die favorisierten Tessiner genau das, was sie in den letzten Wochen bereits zweimal getan hatten: Gegen einen eigentlich unterlegenen Gegner bis ganz zum Schluss mit dem Torschiessen zuzuwarten. Dieses Mal allerdings genügte den Bianconeri der Schlussspurt mit Papadopoulos’ Tor (86.) nicht mehr zum angestrebten Dreier. Denn mit GC (Torschütze Evans Maurin nach 7’) stand den Tessinern eine Mannschaft gegenüber, welche sich unter Trainer Tomas Oral zum ganz grossen Spezialisten für Punkteteilungen entwickelt hat. Sechs sind es mittlerweile in den letzten acht Spielen, davon vier am Stück. Das genügt dem Rekordmeister (23/22), um sich am Tabellenende vorderhand von Winterthur abzusetzen, während Lugano auf keine gute Woche zurückblickt. Der Wintermeister liegt nach nur einem Punkt aus den letzten beiden Partien nur noch auf Rang 3 (23/39)
Bitte mehr davon
Manchmal tut eine englische Woche so richtig gut. Noch am Freitag vor einer Woche kamen in Bern nämlich berechtigte Zweifel darüber auf, ob das noch was werden würde, mit dieser Saison. Denn auch unter Neo-Trainer Giorgio Contini war keine Besserung in Sicht: Vier Spiele, zwei Punkte und vor allem keine Tore lautete die Bilanz, ein Auswärtsspiel bei Lausanne Sport wartete vor der Brust. Doch dann folgten 13 Tore und neun Punkte in einer Woche, inklusive einem 5:1 gegen den FC Sion und dem temporären Sprung über den Strich (für eine Nacht). Dabei half es natürlich, in jedem Spiel ab spätestens der fünften Minute in Führung zu liegen, wobei sich die Titelverteidiger diese Führung speziell am Samstagabend auch redlich verdienten. Denn Rayan Ravelosons 1:0 aus ca. 40 Meter werden wir wohl noch in jedem Jahresrückblick zu Gesicht bekommen. Auch Chris Bedias 2:0 (17.) – nach wunderbarer Vorarbeit von Alan Virginius – konnte sich durchaus sehen lassen. Der Rest war dann ein Berner Schaulaufen, kurz unterbrochen durch Benjamin Kollolis Anschluss (37.) für die Walliser. Am Schluss hatten die Young Boys zum zweiten Mal in dieser Woche mindestens fünf Treffer auf ihrem Konto, während der Aufsteiger 2025 noch immer auf den ersten Dreier wartet. Zumindest aus Sicht der Stadtberner ist es fast schon schade, wird die Meisterschaft vorderhand wieder im Wochenrhythmus fortgesetzt.
Chance verpasst
Und sie können es doch noch. Mit 2:1 besiegte Servette Genf gestern Nachmittag den FC Basel und feierte somit den ersten Dreier seit sechs Partien (oder Anfang Dezember). Keine Frage, aus Genfer Sicht hätte der Sieg zu keinem besseren Zeitpunkt erfolgen können, ermöglichte er den Grenats (23/36) dank Toren von Antunes (50.) und Kutesa (61.) doch den Wiederanschluss an die Tabellenspitze. Dort steht trotz der Niederlage unverändert der FC Basel (23/40), der es an diesem Nachmittag jedoch verpasste, die Servettiens mit einem Sieg möglicherweise bereits vorentscheidend zurückzubinden. Für die Bebbi dabei besonders ärgerlich: In der ersten Hälfte verpassten sie die Führung in der 34. Minute nur hauchdünn, als der VAR in der Entstehung des Treffers nachträglich ein Handspiel von Verteidiger Barisic monierte. So hatten die Basler am Ende einzig Philip Oteles 1:2 (73.) vorzuweisen. Zu wenig, um die Genfer nachhaltig zu beunruhigen und auch nicht ausreichend, um vom Punktverlust Luganos am Vorabend zu profitieren. Für die Liga allerdings ist all dies nichts Neues. Nach 23 Spieltagen tummeln sich an der Tabellenspitze abermals sieben Mannschaften innerhalb von nur sechs Punkten.
Comeback-Könige
Noch zur Winterpause war die gegnerische Rechnung eine einfache: Gehst du gegen den FC St. Gallen erst einmal in Führung, ist dir zumindest ein Punkt sicher. Sieben Mal gerieten die Ostschweizer in der Vorrunde nämlich in Rückstand, kein einziges Mal konnte der FCSG die Partie im Anschluss noch komplett drehen (ein Remis, sechs Niederlagen). Das es auch anders geht, beweisen die Grün-Weissen seit dem Jahreswechsel. Nach Lausanne und Lugano war der FC Zürich gestern der dritte Gegner in zwei Wochen, dem die St. Galler nach Rückstand noch sämtliche Fälle entrissen. Winter-Neuzugang Jean-Pierre Nsame sorgte mit seinen Treffern in der 71. und 77. Minute nämlich dafür, dass weder Goalie Zigis Fauxpas in Minute 19 (Bledian Krasniq profitierte) noch der anschliessende Ostschweizer Chancenwucher nachhaltige Konsequenzen mit sich zogen. Im Gegenteil: Zum ersten Mal seit dem 14. Spieltag grüsst die Mannschaft von Trainer Enrico Maassen wieder von über dem Strich (23/35), während die Leistungskurve beim gestrigen Kontrahenten aus Zürich in die entgegengesetzte Richtung verläuft. Noch Mitte November thronte der FCZ (23/33) nämlich von der Ligaspitze, hat seitdem in neun Spielen jedoch nur noch sieben Zähler geholt. Deutlich zu wenig, um den zunehmend kritischen Stimmen rund um den Verein etwas Wind aus den Segeln zu nehmen.
In die Magengrube
Vielleicht war er das, der entscheidende Nackenschlag für den FC Winterthur im immer aussichtsloser werdenden Kampf gegen den Abstieg. Denn für eine Mannschaft in tabellarischer Schieflage gibt es wohl nicht viel Schlimmeres als eine Partie so zu verlieren, wie dies dem FCW gestern Nachmittag in Luzern widerfuhr. Nämlich trotz zweimaliger Führung (Christian Gomes und Roman Buess), inklusive höchst fragwürdiger Schiedsrichterentscheidungen und natürlich mit den obligaten späten Gegentoren. Lars Villiger (42. und 80.) und Kevin Spadanuda (89.) drehten für den FCL so ein Spiel, in dem trotz Tobias Schättins Platzverweis (38.) lange Zeit überraschend wenig für ein Luzerner Comeback gesprochen hatte. Und während die Zentralschweizer (23/39) plötzlich wieder als Tabellenzweiter frohlocken, wird die Aufgabe der Eulachstädter am Tabellenende von Woche zu Woche schwieriger. Acht Punkte trennen den Tabellenletzten (23/14) mittlerweile vom rettenden zehnten Platz, als nächster Gegner kommt das widererstarkte YB auf die Schützenwiese. Und möglicherweise muss der FCW in dieser Partie dann auch auf Trainer Uli Forte verzichten. Nach dem erneut in den Raum gestellten Vorwurf einer bewussten Benachteiligung des FCW durch die Schiedsrichter, würde eine Sperre durch die SFL nicht mehr wirklich überraschen.