Aufgefallen: Der 21. Spieltag in der Credit Suisse Super League
YB tat es früh. Der FC Lugano reichlich spät. Der FCB zum ersten Mal seit fast zwei Spielzeiten wieder im Klassiker und der FC Luzern zum dritten Mal in den letzten vier Partien. Die Rede ist vom Gewinnen und von den Gewinnern des 21. SL-Spieltages. Unser Rückblick.
Wunschgemäss
Ein frühes Tor, am besten nach 14 Sekunden. So oder ähnlich dürfte das Wunschrezept von YB-Trainer Giorgio Contini vor dem Gastspiel bei Lausanne-Sport gelautet haben. Und siehe da – der Wunsch ging erstaunlicherweise in Erfüllung. Joël Monteiro traf unmittelbar nach Anpfiff, Filip Ugrinic legte in der 12. Minute per Elfmeter nach und beendet war die zuvor 360 Minuten lange Torflaute des Meisters. Die restliche Spielzeit entwickelte sich ein Spiel in eine Richtung, jedoch waren die Waadtländer trotz bester Chancen (Roche, Ajdini, Balde) nicht in der Lage, der Partie noch einmal eine Wende zu geben. Aus den Überfliegern des Spätherbstes sind Langsam-Starter des Winters (ein Punkt aus drei Spielen) geworden, verbunden mit einem kleinen Absturz in der Tabelle auf Rang 5. Immerhin, torlos musste sich Lausanne nicht in einen vermutlich wenig erquicklichen Sonntag verabschieden; Morgan Poaty traf nach knapp einer Stunde zum am Ende nutzlosen 1:2. Und plötzlich befinden sich die Berner (21/28) nur noch drei Zähler hinter der Mannschaft von Trainer Ludovic Magnin auf Rang acht.
Eindeutig
Klar war sie wohl nicht, die spielentscheidende Szene in der Nachspielzeit, die Lugano in der 94. Minute doch noch die Chance zum späten Triumph eröffnete. Schliesslich hatte kein einziger Spieler einen Regelverstoss reklamiert, als Sions Mouchcine Bouriga den Ball im Anschluss an einen Corner mit dem Arm berührte. Und trotzdem meldete sich der VAR. Anto Grgic lief an und versenkte den Ball gewohnt souverän in der rechten oberen Torecke. Lugano 3, Sion 2 und der zweite Last-Minute-Erfolg für die Tessiner innert Wochenfrist. Wieder nach Rückstand, abermals gegen einen Kontrahenten, den man als Meisterschaftsanwärter am Ende einfach irgendwie schlagen muss. Und genau das tat Lugano dank Toren von Shkelqim Vladi (27.) und einem Eigentor durch Kreshniq Hajrizi (82.), welchen die Walliser lediglich die Treffer von Anton Miranchuk (15.) und Dejan Sorgic (88.) zu entgegnen hatten. So jubelte am Ende erneut Schwarz-Weiss, wieder nach einem glückhaften, schlussendlich aber auch erzwungenen Sieg. Genauso, wie Tabellenführer (21/38) und Titelkandidaten das so an sich haben. Eindeutig.
Wissen, wo das Tor steht
Wieder einmal stand Dereck Kutesa genau dort, wo ein Torjäger stehen muss – und irgendwie doch nicht. Hätte der SL-Torschützenleader (12 Treffer) in der 65. Minute nämlich nicht noch reflexartig sein Bein an Steve Rouillers Nachschuss gebracht, die Genfer wären gegen GC vorentscheidend mit 2:0 in Führung gegangen. Doch Kutesa tat eben genau das, stand dabei im Abseits und hielt die zuvor hartnäckigen, aber auch harmlosen Gäste aus Zürich somit im Spiel. So kam, was kommen musste, wenn eine Mannschaft, die zuletzt in neun Spielen nur einen Sieg feiern konnte auf ein Team trifft, das seit sieben Meisterschaftsspielen nicht mehr verloren hat. Die Hoppers kamen spät, aber heftig, ehe Nikolas Muci in der 86. Minute den Schlussspurt mit dem Ausgleich zum 1:1. belohnte. Ein Erfolg für den über weite Strecken unterlegenen Rekordmeister, die nächste Enttäuschung für ein Servette, dass sich immer weiter von der Tabellenspitze entfernt. Mittlerweile liegen die Grenats (21/32) sechs Zähler hinter Spitzenreiter Lugano und nurmehr drei vor dem FC St. Gallen auf Rang 7. Die Saison mit Spielen in der Relegation Group beenden zu müssen kann in der Westschweiz plötzlich nicht mehr gänzlich ausgeschlossen werden.
Spitzenklub
Was Servette und Zürich nicht mehr, YB noch nie und Lausanne nur temporär gelang, schafft der FC Luzern seit mittlerweile über 20 Saisonspielen: Mit dem Spitzenduo aus Lugano und Basel mitzuhalten. Im dritten Rückrundspiel feierten die Leuchten den zweiten Sieg und holten sich inklusive dem Vorrundenabschluss in Winterthur die Punkte Nr. 8, 9 und 10 aus den letzten vier Spielen. Mit 36 Punkten grüsst der FCL mittlerweile vom 3. Tabellenrang, sieben Punkte vor dem gestrigen Kontrahenten aus St. Gallen. Dieser wurde mit 2:0 (Torschützen Adrian Grbic und Tyron Owusu) zurück in die Ostschweiz geschickt, nicht unbedingt zwingend, aber auch nicht unverdient. Zu uninspiriert agierte Grün-Weiss vor allem nach der Pause, in der auch Super-League-Rückkehrer Jean-Pierre Nsame sein Comeback gab (56.). Am Ende sicherte der 21-jährige Owusu mit seinem ersten FCL-Treffer den Sieg und die verlockende Aufsicht auf das nächste Spitzenspiel: Am Donnerstag sind die Zentralschweizer im Verfolger-Duell beim FC Basel zu Gast.
Luxusprobleme
Zumindest in dieser Woche hatte er sie, der Yverdon Sport FC. Denn wer es sich leisten kann, in einem richtungsweisenden Direktduell im Abstiegskampf auf seinen besten Torschützen in der Startelf zu verzichten, muss viel Vertrauen in seinen eigenen Matchplan haben. Oder ganz einfach ein kleine Prise Glück, dass dieser Plan aufgrund einer Verletzung im Warm-Up so gar nicht zur Anwendung kommt. Topskorer Boris Cespedes (fünf Saisontore) stand so jedenfalls trotzdem auf dem Platz und tat bereis in der 11. Minute das, was er am besten kann: Elfmetertore schiessen, in diesem Fall zum wichtigen 1:0 im Kellerduell mit dem FC Winterthur. Jener war im weiteren Verlauf der Partie eigentlich nie mehr wirklich in der Lage, zu reagieren, trotz zwischenzeitlich bis zu 69% Ballbesitz. Im Gegenteil. In der zweiten Hälfte machten die Waadtländer durch zwei weitere Tore (Marley Aké in der 61. Minute, Moussa Baradji in der 93.) alles klar und schoben sich dank den drei gewonnen Punkten an den Grasshoppers vorbei auf Rang 10 (21/21). Diese stehen jetzt wieder auf dem Barrageplatz, von dem der FCW nach der jüngsten Niederlage bereits sechs Punkte entfernt ist (21/14).
Optische Täuschung
Eigentlich war das gestern die bislang beste FCZ-Darbietung in dieser Rückrunde. Die jungen und ersatzgeschwächten Zürcher agierten energisch, offensiv und kamen in den ersten 30 Minuten des Klassikers immer wieder zu aussichtsreichen Aktionen. Dumm nur, dass der Tabellensechste in dieser Phase selbst die besten Gelegenheiten (Juan José Perea aus zwei Metern, Mounir Chouiar vom Elfmeterpunkt) nicht zu nutzen verstand. Und so kam, was kommen musste. In der 36. Minute zirkelte Xherdan Shaqiri einen Freistoss auf den Kopf von FCB-Topskorer Kevin Carlos (acht Tore seit dem Wechsel ans Rheinknie) und der Spanier traf zum eher überraschenden als verdienten Führungstreffer für die Bebbi. Der Elan des Heimteams war geknickt, während die Basler fortan zwar nicht unbedingt überlegener, aber dafür deutlich gefährlicher agierten. Abermals Carlos (59.) und Anton Kade (80.) verpassten in der zweiten Hälfte zwar die vorzeitige Entscheidung, um den ersten Klassiker-Erfolg seit sieben Spielen zittern musste der FCB jedoch nicht mehr. Zu ungefährlich agierte der FCZ (21/30), dessen Rückstand auf die Tabellenspitze in den letzten beiden Wochen auf acht und sieben Punkte angewachsen ist. Basel (21/37) hingegen darf sich freuen: Aus dem einstigen Sechskampf um die Meisterschaft ist nach den neuerlichen Punktverlusten der Verfolger zumindest vorderhand ein Dreikampf geworden.