Aufgefallen: Der 17. Spieltag in der Credit Suisse Super League
Servette stolpert über Winti. Lugano antwortet auf die Schlappe in Genf mit einem Sieg in Luzern, während YB und der FCZ in der Westschweiz untergehen und der FCB spät einen Punkt rettet. Einzig auf Lausanne (6. Heimsieg in Folge) und GC (9. Spiel ohne Sieg) ist Verlass. Unser Rückblick auf das Fussball-Wochenende.
Zu früh gefreut
Für eine kurze Zeit war sie wieder da. Diese Hoffnung (oder Befürchtung), dass es den Berner Young Boys trotz katastrophalem Saisonstart irgendwie gelingen könnte, im Kampf um die Meisterschaft noch einmal ein Wort mitzureden. Immerhin hatten die Berner den Rückstand auf die Top-Teams in den letzten sechs Runden um fünf Punkte reduzieren können, lagen plötzlich nur noch neun Punkte hinter der Spitze. 90 ernüchternde Minuten später jedoch, war all das Makulatur. Denn wer beim FC Sion nach 30 Minuten mit 0:3 in Rückstand liegt (Torschützen Gora Diouf, Joel Schmied und Ilyas Chouaref), kann froh sein, wenn er im Frühling überhaupt in der Championship Group mitspielen darf. Das gilt insbesondere für eine Mannschaft, die im Wallis nicht nur die Standard-Gegentore Nr. 9 und Nr. 10 kassierte, sondern sich obendrein in Hälfte zwei auch noch den sechsten Platzverweis (Gelb-Rot gegen Cheikh Niasse) der laufenden Spielzeit abholte. Da spielte es auch keine Rolle, dass Joel Monteiro in seiner Walliser Heimat noch den Berner Ehrentreffer (94.) erzielte. Entscheidender ist die Tatsache, dass den Meister nach diesem Spieltag wieder elf Punkte von der Tabellenspitze und deren sechs von Rang 6 trennen. Dem Team aus der Bundesstadt steht weiterhin ein langer Weg bevor, ehe es sich wieder zur Ligaspitze zählen darf.
Rekordverdächtig
Es sind Zahlen des Schreckens: 17 Spiele, 12 Punkte. Neun Spiele ohne Sieg und noch 2'323 Zuschauer – selbst für den nicht mit überdurchschnittlichem Publikumszuspruch gesegneten Rekordmeister ein Minusrekord. Die Spielzeit 2024/2025 entwickelt sich immer mehr zu einem Albtraum für GC, aus dem es scheinbar kein vorzeitiges Erwachen gibt. Im Gegenteil, je mehr sich die Dinge verändern, desto mehr bleiben sie gleich. Erneut gaben die Hoppers nämlich gegen einen direkten Konkurrenten eine Führung aus der Hand, abermals zu Hause und zum wiederholten Mal spät. Dieses Mal profitierte Yverdon Sport, zuletzt ebenfalls seit fünf Spielen sieglos, dass sich durch Mitchy Ntelo (83.) spät noch einen Punkt sicherte. Somit verbleiben die Waadtländer (17/17) in der Tabelle fünf Punkte vor den Zürchern, die nach Winterthurs Punktgewinn in Genf auf dem letzten Tabellenrang verharren. Und kommendes Wochenende könnte es für GC noch dicker kommen, wenn der Rekordmeister in Basel antreten muss. Die nach dem Wechsel zu Tomas Oral erhoffte Trendwende lässt jedenfalls auch unter dem neuen Übungsleiter weiterhin auf sich warten (vier Spiele, drei Unentschieden, kein Sieg).
Top oder Flop
Vier Siege, drei Niederlagen, ein Unentschieden – oder die fast schon typische Bilanz eines aktuellen Spitzenteams der Super League. In diesem Fall von Tabellenführer FC Lugano (17/31), der auf das 0:3 in Genf ein fast schon logisches 4:1 in Luzern folgen liess. Dabei handelte es sich beim Kontrahenten immerhin um ein anderes Team aus den Top 6 der SL, dass auf eine Niederlage in Sion zuletzt ein Unentschieden gegen YB und einen Sieg in Yverdon folgen liess. Zuviel des Guten in der ausgeglichensten Super League seit Jahren – und folgerichtig blieben die Zentralschweizer im Duell der beiden FCL ohne echte Chance. Anto Grgic (Elfmeter) und Hadj Mahmound trafen vor der Pause, Renato Steffen mittels zweitem Penalty und Mattia Botani in Hälfte zwei. Dazwischen brachte Donat Rrudhani (1:3 in der 76.) ein kleines bisschen Luzerner Hoffnung zurück. Am Ende jedoch blieb es beim standesgemässen Erfolg der Tessiner. Ob zum Abschluss der Hinrunde am kommenden Sonntag zur Abwechslung mal ein Zweiter folgen wird? Gegner ist das mittlerweile auf Rang 4 vorgepreschte Lausanne-Sport.
Leistungsgerecht
Eines musste man dem FC Zürich im bisherigen Verlauf der Saison lassen. Aus nicht selten eher durchschnittlichen Leistungen, erzielten die Stadtzürcher mit schöner Regelmässigkeit nahezu maximalen Ertrag. Doch was sich in den letzten Duellen mit dem FC Lugano (1:4) und GC (1:1) bereits abzeichnete, scheint nun Tatsache: Der FCZ (Rang 5 mit 27 Punkten) steckt im Formtief. In Lausanne war die Mannschaft von Ricardo Moniz ohne ihren gesperrten Chefcoach nie wirklich im Spiel, geriet nach 15 Minuten und einem umstrittenen Ballverlust von Marchesano mit 0:1 in Rückstand (Torschütze Koba Koindredi) und lief dem Geschehen für den Rest der Partie mehr oder weniger hinterher. Die Lausannois spielten den sechsten Heimsieg in Folge relativ routiniert herunter, erhöhten durch einen Doppelpack von Alban Ajdini (64. und 73.) auf 3:0 und konnte es sich zum Schluss sogar leisten, den Gästen in der Nachspielzeit zu deren offensivem Highlight zu verhelfen. Nach einer Nachlässigkeit von Kevin Mouanga kam der FCZ durch Jonathan Okita in der 92. Minuten doch noch zu seinem ersten und einzigen Torschuss. Deutlich zu wenig, um Rang 4 zu verteidigen, der neu den äusserst formstarken Waadtländern (19 Puntke aus den letzten acht Spielen) gehört.
Alles eine Frage der Perspektive
Nein, das hatten sich die Servettiens mit Sicherheit anders vorgestellt. Nur eine Woche nach dem überzeugenden 3:0 gegen den FC Lugano verpassten die Genfer die Gelegenheit, mit dem zweiten Heimsieg in Folge zum Tabellenführer aus dem Tessin aufzuschliessen. Der Grund: Ein 1:1 gegen Kellerkind Winterthur, dass den Punkt im Stade de Gèneve allerdings alles andere als gestohlen hat. Zwar gerieten die Eulachstädter bereits nach neun Minuten durch Dereck Kutesa in Rückstand, verbissen sich im Anschluss aber mit fortlaufender Spieldauer in die Partie. Spätestens nach dem Ausgleich durch Antoine Baroan nach knapp einer Stunde hätte das Spiel auf beide Seiten kippen können. Lukembila (82.) und Bajrami (89.) vergaben jedoch für Winti, während Guillemenot den Matchball für die Grenats (86.) liegen liess. So mussten sich beide Teams schlussendlich mit einem Zähler begnügen, dank dem der FCW (17/13) die rote Laterne wieder an GC abtrat. Auf der anderen Seite könnte der doppelte Punktverlust Servette (17/29) irgendwann noch teuer zu stehen kommen.
Gesprächsbedarf
War das wirklich eine rote Karte? Ganz sicher gemäss dem Reglement, das vorschreibt, dass Treffer oberhalb des Knöchels mit offener Sohle mit einem Platzverweis zu ahnden sind. So wie im Fall von Lukas Görtler im Januar 2024 oder eben wie gestern, als Basels Bénie Traoré nach einer zwar deutlich dynamischeren, aber vergleichbaren Aktion des Feldes verwiesen wurde. In beiden Fällen führte der ballführende Spieler eine Passaktion zu Ende und traf an deren Ende den Gegner mit offener Sohle. Nur: Ist es wirklich im Sinne des Spiels, dass ein zu spät kommender Spieler dafür quasi noch belohnt wird? Im Falle des gestrigen Duells zwischen St. Gallen und Basel wurden die Gäste nämlich sogar doppelt bestraft, führte die als Foul geahndete Aktion des FCB-Stürmers doch zur Annullation des vermeintlichen Ausgleichs Sekunden später. Aus Basler Sicht erfreulich: Die Bebbi (17/30) erkämpften sich beim 1:1 in den Schlussminuten trotz Unterzahl doch noch einen Punkt (Anton Kade in 85.) und behaupteten sich so als erster Verfolger von Leader Lugano. Und auch der FC St. Gallen (Torschütze Albert Vallci in 38.) dürfte dem engagierten Auftritt drei Tage nach dem enttäuschenden Cup-Out gegen das unterklassige Bellinzona durchaus etwas Positives abgewonnen haben. Tabellarisch jedoch kam der Punktgewinn einem weiteren Rückschlag gleich. Neu trennen die Ostschweizer (Rang 8 mit 22 Punkten) bereits vier Punkte von Rang 6 und der angestrebten Qualifikation für die Championship Group.