Ankanji und City wollen den nächsten Pokal – gegen den Stadtrivalen
Es ist zumindest bemerkenswert, dass sich in der über 150-jährigen Geschichte des FA-Cups Manchester City und Manchester United noch nie in einem Final gegenüberstanden. Die Premiere in diesem Jahr ist aber nicht (nur) deswegen historisch.
Am Samstag findet um 16 Uhr im Wembley der Final des vermutlich traditionsreichsten Wettbewerbs im Fussball statt: Der FA-Cup-Final. Und erstmals seit der Premiere in der Saison 1871/72 stehen sich im Endspiel die beiden Giganten Manchester City und Manchester United gegenüber. United hat die erfolgreichere Geschichte, nicht nur der zwölf FA-Cup-Titel wegen (gegenüber sechs von City). Die Citizens gehören nach langer Durststrecke auch in unteren Ligen erst seit der Übernahme durch die Herrscherfamilie des arabischen Emirats Abu Dhabi wieder zu den Topteams. Und seit Pep Guardiola da ist, ist Manchester City in England der unumstrittene Branchenprimus. Fünf Meistertitel in sechs Jahren sprechen eine klare Sprache.
Und in diesem Jahr jagt nun Manchester City das Triple: Gewinn der Meisterschaft, des FA-Cups und der Champions League. Das war bisher erst einem englischen Team gelungen – nämlich Citys Stadtrivale Manchester United 1999; mit der denkwürdigen Wende in der Nachspielzeit gegen Bayern München. Entsprechend ist in den britischen Medien dieses Triple das grosse Thema: Kann United im Cupfinal verhindern, dass der ungeliebte Nachbar – Alex Ferguson sprach vom «noisy neighbour» (dem lauten Nachbarn) – diesen historischen Erfolg schafft?
Ein Sieg von Manchester United im FA-Cup wäre indes eine handfeste Überraschung. Zwar stabilisierte der neue Trainer Erik ten Hag die Leistungen des Rekordmeisters (20 Titel) und führte ihn zum Sieg im Ligacup und im Championat auf den dritten Rang – mit einem Respektabstand von 14 Punkten hinter City, das seinen neunten Meistertitel feierte. Aber die Auftritte von City in dieser Saison waren beeindruckend. In der zweiten Saisonhälfte überrollte die Passmaschine von Guardiola die Gegnerschaft in allen Wettbewerben. Dazu verfügt die Equipe mit dem Norweger Erling Haaland über einen wuchtigen, treffsicheren Stürmer, der die Rekorde für erzielte Tore gleich reihenweise brach.
Eine wichtige Rolle im Ensemble spielt auch der Schweizer Manuel Akanji, dessen Transfer vor der Saison eher belächelt worden war. Er erhielt von allen City-Verteidigern am meisten Einsatzzeit. Akanji war ein hervorragender Ballverteiler, der 93,3 % seiner 2021 Pässe an den Mann brachte. Das ist die beste Passgenauigkeit aller 262 Spieler, die in dieser Saison mindestens 500 Versuche unternommen haben. Und während Akanjis ehemalige Dortmunder Teamkollegen es schafften, in der letzten Runde den sichergeglaubten Titel zu verspielen, jagt der Schweizer Nationalspieler mit seinem neuen Team nun das historische Triple. Allerdings dürfte auch City gewarnt sein. Nicht nur der Cup, auch Derbys haben eigene Gesetz. Und die letzte Finalüberraschung war auf Kosten der Skyblues: Vor zehn Jahren schnappte sich Underdog Wigan den Pokal dank eines 1:0-Erfolgs. Der Pokal ist übrigens längst nicht mehr der originale: Dieser wurde nach dem Sieg von Aston Villa 1895 aus einem Schaufenster in Birmingham gestohlen und wird seither vermisst.