Amy Basergas extremer Druck und Selbstzweifel
Amy Baserga hat schwierige Tage hinter sich. Nach dem Debakel im Sprint leidet die erfolgreichste Schweizer Biathletin der Saison unter Selbstzweifeln. Im Einzel findet sie wieder Stolz und Freude.
"Die ersten 30 Minuten waren extrem schlimm", erinnert sich Amy Baserga mit Schaudern an den letzten Freitag zurück. Nach dem 3. Platz im Januar in Ruhpolding als Anwärterin auf die erste Schweizer Medaille an einer Biathlon-WM gereist, resultierte ein 61. Platz im Sprint. Nach einem nicht perfekten, aber zumindest soliden Auftritt im Einzel-Wettkampf (19. Platz) kann die 24-jährige Schwyzerin zumindest wieder ein wenig lachen.
Bis zur Hälfte des Wettkampfes war sie nach Treffern bei den ersten 14 (von 20) Schüssen sogar in der Nähe des Podiums, dann schlichen sich noch zwei Fehler ein. "Ich hatte die letzten paar Tage einen extremen Druck auf mir", gibt die Frau aus Einsiedeln zu. "Mit Niederlagen muss man als Sportler umgehen können, aber es kostete extrem viel Energie."
Sie habe einen Tag frei genommen und zwei sehr gute Trainingstage gehabt. "Am Tag des Verfolgungswettkampfs (den sie ja verpasste) habe ich alleine im Stadion trainiert, es fühlte sich fast wie im Sommertraining an." Sie habe auch noch zwei, drei Videos von ihrem Podestlauf in Ruhpolding angeschaut, um wieder ein gutes Gefühl zu bekommen.
Dann wird Baserga grundsätzlich: "Ich habe gemerkt, es ist nur Biathlon. Nur, weil ich einen schlechten Tag habe, bin ich kein schlechter Mensch." Aber Biathlon sei für sie als Sportlerin halt "alles. Da zweifelst du dann an dir selber." Umso wichtiger sei es gewesen, dass sie den Wettkampf am Dienstag vor 6200 Zuschauern auch geniessen konnte. "Es ist sehr schön, dass an einem Dienstag so viele Schweizer da sind, das hat mir extrem viel bedeutet." So habe sie auch die Freude und den Stolz wiedergefunden.
Für das Massenstartrennen am Sonntag konnte sich Baserga nicht mehr qualifizieren, ob am Donnerstag sie oder Lena Häcki-Gross im Single-Mixed-Wettkampf mit je einem Mann und einer Frau zum Einsatz kommt, wird erst nach dem Männer-Einzel am Mittwoch entschieden. Das Debakel im Sprint lässt die Schwyzerin nun aber hinter sich. Auch nach zwei Telefonaten mit ihrer Mentaltrainerin stellt sie fest: "Man muss einen solchen Tag auch annehmen, damit man ihn abhaken kann."
Ein wichtiger Wettkampf steht für sie auf jeden Fall noch an. Falls die Schweizer Frauenstaffel eine Chance auf einen Toprang haben will, braucht sie eine Amy Baserga in Bestverfassung. Der Teamgeist stimmt sowieso. Noch während Baserga mit den Medien spricht, eilt Häcki-Gross ins Zielgelände zurück, umarmt sie innig und gratuliert zu einem guten Rennen, mit dem sie einige Dämonen ausgetrieben hat.