Amy Baserga macht Nervosität zu schaffen
Amy Baserga ist an der Heim-WM in Lenzerheide ihre viel gerühmte Treffsicherheit abhanden gekommen. Auch in der Single-Mixed-Staffel kann sie ihre Nervosität nicht ablegen.
Es wäre vielleicht zu kitschig gewesen. Überall in den Medien machten die Kinderfotos von Amy Baserga und Niklas Hartweg die Runde, wie sie schon mit elf, zwölf Jahren zusammen mit dem Gewehr posieren. Mittlerweile 24-jährig, hätten sich die beiden Schwyzer aus Einsiedeln und Wollerau zuhause in Lenzerheide zu den Helden krönen können, die der Schweiz die erste Biathlon-WM-Medaille überhaupt beschert.
Und sie wäre möglich gewesen, das wusste nach dem Rennen auch Baserga. Die Meisterschützin, in der bisherigen Weltcupsaison die Nummer 2 in diesem Teil des Biathlons, schwächelt aber ausgerechnet in ihrer Paradedisziplin. Gleich siebenmal musste sie in der Single-Mixed-Staffel nachladen, so gingen die entscheidenden Sekunden verloren.
"Unser Ehrgeiz war extrem gross, nun bin ich logischerweise etwas enttäuscht", analysierte Baserga nach dem nächsten 4. Platz an dieser WM. Eigentlich hatte sie gute Voraussetzungen. Für ihre zweite und letzte Ablösung hatte sie sogar als Führende von Hartweg übernommen. "Ich bin eigentlich ziemlich froh gewesen, so konnte ich ein wenig mein Ding machen." Sprich: Sie musste in der Loipe nicht ans absolute Limit gehen.
Ihre Nervosität konnte sie aber nicht abstreifen. "Ich habe am ganzen Körper gezittert", stellte die Athletin fest, die sonst stets von sich sagt, sie sei nie nervös. "Selbst in der Pause. Normalerweise kann ich gut runterfahren." Zudem sei die Runde so kurz und habe kaum eine ruhige Passage drin. "Da steigt das Laktat extrem." Kombiniert mit den vielen Zuschauern (8600) sorgte das dafür, dass sie nie zur nötigen Ruhe fand. Baserga konnte zwar den Schaden ohne Strafrunde in Grenzen halten, am Ende reichte es aber eben nicht zum Exploit.
"Es war aber auch extrem schön", fand Baserga auch die positiven Aspekte. "Ich hätte nie gedacht, dass an einem Donnerstag in der Schweiz so viele Leute kommen würden." Das sieht auch Niklas Hartweg so. "Es hat richtig Spass gemacht. Das Stadion war voll gepackt, und ich konnte zwischenzeitlich sogar die Führung übernehmen."
Mit seinem Rennen sei er "ziemlich zufrieden". Er habe angegriffen, die Enttäuschung halte sich in Grenzen. Seiner Partnerin machte er selbstredend keine Vorwürfe. "Wir sind zusammen schon viele gute Rennen gelaufen. Und ich denke, ihre Leistung war auch heute ansprechend." Mit etwas Galgenhumor meinte Hartweg: "Wir haben vielleicht eine etwas undankbare Konstanz."
Er bleibt jedoch zuversichtlich: "Jetzt hatten wir ein paar Mal Pech, aber ich wüsste nicht, warum wir in Zukunft nicht auch ein paar Mal das Glück auf unserer Seite haben sollten." Oder wie es Amy Baserga ausdrückt: "Jetzt haben wir als Schweizer Team genug 4. Plätze. Vielleicht klappt es ja am Samstag (in der Staffel) oder nächstes Jahr bei Olympia. Und mit einem Blick auf die noch immer volle Zuschauertribüne sagt sie: "Wir haben in der Schweiz definitiv ein Biathlon-Fieber entfacht."