Ajoie, Olten und Steinmann: Unser Eishockey wie es leibt und lebt
Vergangene Woche ging die Qualifikationsphase der NL mit einem ultra-spannenden Finale zu Ende. Trotzdem zogen in den Tagen zuvor und danach diverse Nebenschauplätze fast genauso viel Aufmerksamkeit auf sich, wie die bevorstehende Playoff-Phase. Dem Schweizer Eishockey stellten diese nicht wirklich ein gutes Zeugnis aus.
Mit aller Konsequenz gegen den Abstieg
Im Frühjahr 2021 stieg der HC Ajoie nach 28 Jahren zum dritten Mal in der Klubgeschichte wieder in die höchste Schweizer Spielklasse auf. Seitdem kämpfen die Jurassier trotz Ligaaufstockung eigentlich nur darum, ja bloss nicht wieder abzusteigen. Verständlich, ist der HCA da bei der Wahl seiner Mittel nicht unbedingt zimperlich, insbesondere, wenn ihm dabei vom Verbandsreglement keine Riegel vorgeschoben werden. So entledigten sich die Ajoulots eines potentiellen Konkurrenten im Auf- und Abstiegskampf bereits letzten Herbst, als sie den vertraglich noch an sie gebundenen Ex-Trainer Christian Wohlwend nur unter der Bedingung an den EHC Olten abgaben, dass die Solothurner dafür im Gegenzug ihr Aufstiegsgesuch zurückziehen würden. Und nun setzten die Jurassier vor Beginn der Playoffs in der Sky Swiss League noch einen drauf und verstärkten eben diese Solothurner vor deren Viertelfinal-Duell mit Aufstiegsaspirant HC La-Chaux-de-Fonds mit drei ihrer Spieler (Tim Minder, Kyen Sopa und Bastien Pouilly). Das Resultat: Das Dreitannen-Team warf die Neuenburger etwas überraschend in sechs engen Duellen aus dem Aufstiegsrennen, das somit noch aus genau einem aufstiegsberechtigten Team (EHC Visp) besteht. Ein doppelter Erfolg für die Elsgauer, die es anders als den Verband nicht kümmern muss, ob das Ansehen des Schweizer Eishockeys unter solchen Schlaumeiereien leidet.
Wo kein Kläger, da kein Täter
Aber natürlich gehören zu derlei Vorgängen immer mindestens zwei Parteien, womit wir beim EHC Olten angelangt wären. Die Solothurner sind seit Jahren ein Aushängeschild der zweiten Schweizer Spielklasse, bislang stets bestrebt, den fortwährenden Traum einer Rückkehr in die National League irgendwie und irgendwann doch noch zu realisieren. Das nun ausgerechnet diese Oltner dazu bereit sind, ihren Traum vom Aufstieg zwecks Verpflichtung ihres Wunschtrainers für mindestens ein Jahr ruhen zu lassen, wirft kein gutes Licht auf die Situation in der Sky Swiss League und in „Hockeytown“ im Speziellen. Insbesondere, weil Deals wie derjenige zwischen Ajoie und Olten am Fundament jeder erfolgreichen Profisportliga dieser Welt rütteln: dem Wettbewerbsgedanken, basierend auf dem Bestreben, zu jeder Zeit den grösstmöglichen sportlichen Erfolg anzupeilen. Dieser Spirit ist zwischen dem HC Ajoie und dem EHC Olten viel zu kurz gekommen – auch weil es im Graubereich zwischen höchster und zweithöchster Spielklasse offensichtlich an sportlichen Anreizen und entsprechenden Reglementen zur Wahrung dieser mangelt.
Ein Wechsel zur Unzeit
Zumindest oberflächlich in Frage stellen könnte man nach den Vorkommnissen vom vergangenen Sonntag auch die sportlichen Ambitionen von Neo-Lugano Sportchef Janick Steinmann. Schliesslich wechselt der gebürtige Zuger vom aktuellen Tabellen-10. aus Rapperswil zum tief gefallen Altmeister ins Tessin, wo ihn freilich noch viel mehr Arbeit (aber auch Potential) erwartet. Es ist denn auch nicht Steinmanns Wechsel per se, der Grund zur Kritik bietet, sondern der Zeitpunkt, wenige Stunden nach der sprichwörtlich in letzter Minute bewerkstelligten Play-In-Qualifikation seines bisherigen Arbeitgebers. Die Lakers steigen somit ohne Sportchef in die entscheidende Saisonphase, eine Konstellation, die eigentlich nicht im Sinn eines professionellen Sportunternehmens sein kann. Schliesslich gilt es auch am Obersee noch das Maximum aus den anstehenden Spielen herauszuholen und gleichzeitig die Planungen für die kommende Saison – wo in Rappi u.a. noch ein Trainer verpflichtet werden muss – abzuschliessen. Möglicherweise ist es aber auch gar nicht schlecht, fallen diese Entscheidungen nicht mehr in Steinmanns Kompetenzbereich, schliesslich hat der 38-Jährige eventuell schon bald ganz andere Herausforderungen zu meistern. Denn solange der EHC Visp im Rennen um die Meisterschaft in der Sky Swiss League verbleibt, ist auch der Ligaerhalt des HC Lugano noch nicht gesichert. Auf eine mögliche Playout-Serie gegen Ajoie und noch vielmehr auf eine anschliessende Ligaquali gegen rein sportlich unterlegene Walliser würde man im Sottoceneri wohl nicht nur deshalb gerne verzichten, weil sie die Planungen für die kommende Spielzeit verkomplizieren würden.