Afrikanische WM-Premiere wird zur Kletterpartie
Nach dem Novum mit den ersten inklusiven Titelkämpfen in Zürich kommt es auch im nächsten Jahr mit der Strassen-WM in Ruanda zu einer Premiere.
2025 empfängt erstmals ein afrikanisches Land die Radsport-Weltelite im Kampf um die Regenbogentrikots. Die Wettkämpfe gehen vom 21. bis 28. September in und um Kigali über die Bühne. Ruandas Hauptstadt zählt knapp zwei Millionen Einwohner und liegt auf 1500 Meter über Meer.
Im Land der tausend Hügel werden die WM-Strecken den starken Kletterern noch mehr entgegenkommen als heuer in Zürich. Das Strassenrennen der Männer beispielsweise bringt es über 267,5 km auf 5475 Höhenmeter - das sind nochmals 1000 mehr als in diesem Jahr. Im Zeitfahren werden auf 40,6 km 680 Höhenmeter zu bewältigen sein. Auch hier verlief das Streckenprofil in Zürich flacher.
Bewährt haben sich zuletzt die Varianten mit einem Rundkurs. Das Konzept wird deshalb auch in Kigali in den Strassenrennen angewendet. Die Schlaufe ist 15,1 km lang. Mit einer Ausnahme werden alle Rennen ausschliesslich auf dieser Runde ausgetragen. Die Elite der Männer machen noch einen Abstecher zum Mont Kigali. Der dortige Anstieg Mur de Kigali beinhaltet einen Pavé-Abschnitt mit elf Prozent Steigung.
Eine Änderung betreffend WM-Programm gibt es in der U23-Kategorie. In dieser Klasse hat Swiss Cycling an der Heim-WM durch Jan Christen und Jasmin Liechti (in den Zeitfahren) die einzigen Medaillengewinne realisiert. Obwohl Christen im nächsten Jahr erst sein 21. Altersjahr erreicht, wird er nicht mehr startberechtigt sein.
Grund dafür ist eine Regelanpassung des Radsport-Weltverbandes UCI. Künftig werden für die U23-Rennen nur noch Fahrer zugelassen, die bei keinem World- oder Pro-Team unter Vertrag stehen. Das gilt für die Männer. Bei den Frauen wird die Regel zunächst nur die Teams der World Tour betreffen.
Weil Fahrer immer jünger zu Spitzenfahrern werden, denkt die UCI ausserdem über eine Verschiebung der Altersgrenzen für die Nachwuchskategorien nach. Zur Diskussion steht, dass die U23 möglicherweise in eine U22 oder U21 umgewandelt wird. Denn das ursprüngliche Ziel der U23-Kategorie war es, die Kluft zwischen Junior- und Elite-Level zu überbrücken und einen Zwischenschritt in Richtung Profitum zu ermöglichen.
Mit der Ausrichtung der Rad-WM setzt Ruanda seine Bestrebungen fort, ein wichtiger Akteur im Weltsport zu werden. Zu diesem Zweck investiert das ostafrikanische Land Millionen. Seit einigen Jahren tritt Ruanda als Sponsor mehrerer Topklubs im Fussball auf. So prangt auf den Trikots von Bayern München und Arsenal der Slogan "Visit Rwanda".
Damit will das Land, das punkto Menschenrechtssituation im internationalen Vergleich weit hinterherhinkt, den Tourismus ankurbeln. Einst sollen sogar - geht es nach dem Willen der Regierung - die Olympischen Spiele oder die Fussball-WM in Ruanda ausgetragen werden.