Achtung, fertig, los: Super-G als Anfang eines Goldrauschs?
Marco Odermatt und der Super-G: Es ist eine erfolgreiche Kombination. 14 seiner 44 Weltcupsiege hat er in dieser Disziplin gefeiert, darunter im Dezember 2019 in Beaver Creek den ersten seiner Karriere überhaupt. Doch an einem Grossanlass hat «Odi» im Super-G noch keine Medaille gewonnen. Gelingt ihm heute in Saalbach die Premiere?
Die Favoritenrollen sind klar verteilt: Die vom zweifachen Saisonsieger angeführten Schweizer gegen den Rest der Ski-Welt. Wobei unsere Ski-Asse in den letzten Jahren an Weltmeisterschaften im Super-G keine Stricke zerrissen. Die letzte Medaille gewann Didier Cuche 2009 in Val d’Isère.
Doch nun ist es angerichtet. Fünf Rennen hat es in dieser Saison bisher gegeben, zweimal hiess der Sieger Odematt, der zusätzlich in Val Gardena Dritter wurde. Dazu triumphierten Franjo von Allmen, der Italiener Mattia Casse und der Norweger Fredrik Moeller. In die Top 3 schafften es auch die Österreicher Vincent Kriechmayr (zweimal Rang 2), Raphael Haaser (einmal Zweiter) und Lukas Feurstein (einmal Dritter) sowie der Amerikaner Jared Goldberg und der Franzose Cyprien Sarrazin (je einmal Zweiter). Podestfahrer in dieser Super-G-Saison sind neben Odermatt und Von Allmen bei den Schweizern auch Alexis Monney (einmal Dritter) und Stefan Rogentin (zweimal Rang 3).
7 von 15 Podestplätzen
Sie alle sind – bis auf den nach seiner schweren Kopfverletzung ausfallenden Sarrazin – dazu in der Lage, Marco Odermatt auf dem Weg zu Edelmetall im Weg zu stehen, ebenso andere wie beispielsweise der kanadische Titelverteidiger James Crawford, der zuletzt mit dem Triumph in der Kitzbühel-Abfahrt ein fettes Ausrufezeichen gesetzt hat. Klar ist aber, dass die Schweizer, die in dieser Saison drei von fünf Super-G gewonnen und sieben von 15 Podestplätzen für sich beansprucht haben und in jedem Rennen einen Athleten in den Top 3 hatten, als Top-Favoriten an den Start
Aber gerade «Odi» weiss, dass im Super-G die Resultate nicht immer logisch sind. An Olympia 2022 in Peking schied er auf Podestkurs aus, Gold gewann der Österreicher Matthias Mayer. Vor zwei Jahren landete er in Courchevel auf Rang 4, nachdem er von den sechs Super-G vor der WM vier gewonnen hatte (dazu kamen ein Zweiter und ein dritter Platz) – und danach entschied er auch die letzten beiden Saisonennen nach der WM für sich. Und an den Titelkämpfen 2021 in Cortina und 2019 in Are landete er auf den Rängen 11 respektive 12.
Bei Odermatt ist dennoch Zuversicht angebracht. Die Strecke liegt ihm, zudem verbinden ihn gute Erinnerungen: Im März 2021 gewann er in Saalbach den Super-G mit mehr als einer halben Sekunde Vorsprung auf den Franzosen Matthieu Bailet und den Österreicher Vincent Kriechmayr. Und im vergangenen März landete er beim Weltcupfinal zwar «nur» auf Rang 5, geschuldet war dies aber vor allem der Tatsache, dass die Piste im Frühlingsschnee bei seiner späten Startnummer 15 alles andere als ideal war. Das Rennen damals gewann übrigens der Bündner Stefan Rogentin, es ist bis heute sein einziger Weltcupsieg geblieben.
Heute nun sollte die Piste der Belastung standhalten und die Startnummer nicht über Sieg und Niederlage entscheiden. Odermatt wird als Achter ins Rennen gehen, die weiteren Schweizer tragen die Startnummern 4 (Alexis Monney), 12 (Stefan Rogentin) und 15 (Franjo von Allmen).
Auch die Nerven sollten bei Odermatt mitmachen. Er hat in der Vergangenheit mehrfach gezeigt, dass er im entscheidenden Moment cool bleiben kann und gerade im Super-G das passende Rezept findet und keine Besichtigung braucht. Auch dass ihm in dieser Disziplin die Goldmedaille im Gegensatz zur Abfahrt (Weltmeister 2023) und Riesenslalom (Olympiasieger 2022 und Weltmeister 2023) noch fehlt, liess zumindest im Vorfeld seinen Puls nicht höher schlagen. So sagte er anlässlich eines Medientermins: «Jede WM hat auch ihre Geschichte, nach Courchevel, wo ich Gold holen musste, und vor Crans-Montana in der Heimat ist Saalbach eine, die ich geniessen kann.» Und der Super-G? «Ganz ehrlich, mir wäre es egal, wo ich eine Goldene mache, wenn ich nur mit einer heimfahren dürfte.»
Nicht die Rekorde im Fokus
Und wer weiss, vielleicht gerät der Nidwaldner am Ende ja in einen Goldrausch und bewegt sich in den Spuren von Jean-Claude Killy, der bei Olympia 1968, damals auch zugleich eine WM, vier Goldmedaillen gewann; das wäre für Odermatt möglich, wenn er nächste Woche auch noch die Team-Kombination bestreiten würde. Doch das ist noch weit weg, oder wie er sagt: «Klar würde ich auch drei, vier Goldene nehmen. Aber es geht mir vor einer WM nicht um solche Rekorde, das kann nicht der Fokus sein.»