Abstiegs-Derby mit Momentum: GC und Winti im Kampf um Big Points
High Noon im Tabellenkeller: Wenn GC heute Abend auf Winterthur trifft, steht viel auf dem Spiel. Dass beide Teams zuletzt fleissig punkteten, verleiht dem Kantons-Derby dabei eine zusätzliche Note.
Wenig kann, viel muss
Für gewöhnlich sind die Rollen in diesem Zürcher Derby klar verteilt: Hier der Favorit GC, Rekordmeister und Kraft seiner Geschichte der deutlich potentere Kub. Da der Aussenseiter aus Winterthur, ein Kleinklub, während Jahrzehnten nicht einmal in der gleichen Liga wie die Hoppers zuhause. Doch genauso, wie man sich von der Vergangenheit nichts kaufen kann, haben sich die Kräfteverhältnisse in den vergangenen Jahren deutlich in Richtung der Eulachstädter verschoben. Erst in der Challenge League, als der FCW die Grasshoppers einst mit einem 0:6 in ein zweites Jahr der Unterklassigkeit schickte. Und nun auch in der Super League, in der Winterthur seit Beginn der Spielzeit 23/24 aus fünf Duellen mit GC 13 (!) Punkte sammeln konnte. Trotzdem steigen die Hoppers (Rang 10 mit 33 Punkten) am Samstag mit einem Polster von sechs Punkten ins Duell mit den Winterthurern, denen sechs Spieltage vor dem Saisonende eigentlich nur ein Sieg weiterhilft. Doch auch für die Stadtzürcher steht viel auf dem Spiel.
Ein halber Matchball
Denn schliesslich ist der Abstiegskampf in der Super League längst keine rein zürcherische Angelegenheit mehr. Yverdon (Rang 11, 33 Punkte) ist schon die gesamte Saison mit in der Verlosung und neuerdings muss sich auch Sion (Rang 9 mit 36 Punkten) Sorgen um den Klassenverbleib machen. Für GC spricht in dieser Konstellation, dass die Mannschaft seit Rückrundenbeginn über die beste Punktebilanz (14/18) der vier Abstiegskandidaten verfügt und zuletzt beim 2:1 Auswärtssieg in Yverdon viel Momentum sammeln konnte. Auf der anderen Seite ist die Realität so, dass die Hoppers trotz dem monumental wichtigen Erfolg im Waadtland eigentlich noch nichts erreicht haben und nach wie vor auf Siege angewiesen sind, um die Barrage oder gar den direkten Abstieg zu vermeiden. In dieser Hinsicht wartet am Samstag ein halber Matchball auf den Rekordmeister, der gegen Winti zudem wieder auf die zuletzt gesperrten Stürmer Nestory Irankunda und Adama Bojang zählen kann. Insbesondere die Bayern-Leihgabe, die zum ersten Mal auf Winterthur trifft, könnte sich mit seiner Wucht und Dynamik als jener Spieler erweisen, der den Stadtzürchern in den letzten Duellen mit dem FCW stets fehlte. Siegen die Hoppers, könnte im Abstiegskampf eine erste Vorentscheidung gefallen sein.
Nur der Sieg hilft
Enorm wichtig – vielleicht sogar noch eine Spur wichtiger – ist das samstägliche Duell aber auch für den FC Winterthur. Die Eulachstädter, vor wenigen Wochen bereits abgeschrieben, liegen vor dem Duell im Letzigrund zwar noch immer sechs Punkte hinter Rang 11 zurück, holten zuletzt gegen Sion, Zürich und Lausanne jedoch sieben von neun möglichen Zählern. Die mit Abstand produktivste Phase der gesamten Saison, zu einem Zeitpunkt, der besser nicht sein könnte. Kein Wunder, ist die Hoffnung nach Winterthur zurückgekehrt, wurde zuletzt wieder Selbstvertrauen getankt. «Wir kommen mit breiter Brust in den Letzigrund und hauen GC weg», posaunte Jungverteidiger Loic Lüthi (21) in dieser Woche in den Schweizer Fussballkosmos hinaus. Ein Statement, dass auch auf dem GC-Campus angekommen sein dürfte. Und dennoch zeugt die Aussage vom neuen Glauben an den Klassenerhalt, den Trainer Uli Forte seiner Mannschaft ebenso eingeimpft hat, wie eine neue defensive Stabilität. Zuletzt liess die Schiessbude Winti (61 Gegentore) in drei Spielen nur noch einen Treffer zu, während vorne die Toptorschützen Matteo Di Giusto (7 Tore) und Antoine Baroan (5 Tore) oder auch mal der liebe Gott helfen. Für Winti spricht zudem, dass es von allen Teams im Tabellenkeller am wenigsten Druck verspürt, zumal Forte & Co. nichts lieber tun würden, als den kleinen Höhenflug des vormals grossen Rivalen prompt wieder zu beenden. Auf der anderen Seite ist eines klar: Verliert Winti, dürfte es das mit dem direkten Klassenerhalt bereits gewesen sein.