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Analysen Eishockey

6 Ausländer in der National League: Eine erste Zwischenbilanz

Younes

Seit Saisonbeginn ist in der höchsten Schweizer Eishockeyliga der Einsatz von sechs Importspielern erlaubt. Ein Entscheid, der im Umfeld der National League schon vor seiner definitiven Bekanntgabe hohe Wellen warf. Nicht wenige befürchten, dass die zusätzlichen Verstärkungen aus dem Ausland die Entwicklung junger Spieler und des gesamten Schweizer Eishockeys behindern. Nach etwas mehr als der Hälfte der Regular Season ist die Zeit reif für eine erste Zwischenbilanz. Wie stark ist der Einfluss der neuen Ausländerregelung tatsächlich?

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Gehört als einer von wenigen Schweizern zu den absoluten Schlüsselspielern in der National League: SCB-Verteidiger Romain Loeffel © IMAGO / Andreas Haas

Eiszeit Total

Eishockeyspieler – unabhängig ihres Alters – wollen und müssen spielen, um sich weiterzuentwickeln. Wirft man einen Blick auf die offizielle Statistik von Swiss Ice Hockey, verheisst diese unter dem Blickwinkel «Eiszeit Total» nur wenig Gutes. Unter den Top 20 sind mit den beiden SCB-Verteidigern Ramon Untersander (23:26 Minuten/Spiel) und Romain Loeffel (22:06 Minuten/Spiel) nur zwei einheimische Cracks zu finden. Das sind deutlich weniger als in der Vorsaison (sechs von 20). Immerhin, auf den Positionen 21 – 40 folgen acht weitere Schweizer und somit sogar einer mehr als noch in der Saison 2021/2022. Allerdings: Von den insgesamt zehn Schweizer Spielern in den Top 40 fällt nur Lakers-Verteidiger David Aebischer (22, 20:04 Minuten/Spiel) in die Kategorie der jungen, entwicklungsfähigen Spieler.

Eiszeit Powerplay

Bei den Eiszeiten im Powerplay trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier werden die besten (ausländischen) Kräfte bereits in der Regular Season forciert, um den numerischen Vorteil mit den nominell bestmöglichen Special Teams auszunutzen. Somit ist es nichts Neues, dass mit Romain Loeffel (103:14 Minuten/total) und Laker Tyler Moy (94:43 Minuten/total) nur zwei Schweizer Spieler zu den 20 wichtigsten Powerplay-Spielern der National League gehören. Im Gegenteil: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich Anzahl Einheimischer in dieser Kategorie (auf tiefem Niveau) sogar verdoppelt. Was allerdings zu denken geben muss ist, dass die Schweizer seit der Regeländerung ligaweit weitere 15 Powerplay-Positionen an Importspieler verloren haben, was bedeutet, dass sie nicht nur in der Spitze wenig ins Überzahlspiel einbezogen werden, sondern generell an Präsenz in diesen wichtigen Spielsituationen verloren haben.

Tore und ihre Schützen

Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Gehörten im Vorjahr noch sieben Schweizer Stürmer zu den 20 besten Torschützen auf Schweizer Eis, sind es in diesem Jahr mit Tyler Moy (16 Tore) und Simon Moser (12 Tore) bislang nur zwei. Ebenso ernüchternd fällt der Blick auf die Positionen 21 – 40 aus, wo zwar sieben weitere einheimische Spieler auftauchen, von denen aber kein Einziger jünger als 25 Jahre alt ist. Eine direkte Korrelation zwischen weniger Eiszeit (auch im Powerplay) und einer schwächeren Torproduktion scheint also auf der Hand zu liegen, wobei ein Mangel an Schweizer Scorern keine neue Entwicklung und nicht nur mit der grösseren ausländischen Konkurrenz zu erklären ist. Junge, einheimische Spieler müssen ihr Offensivspiel verbessern, wenn sie über kurz oder lang mehr Eiszeit erhalten und sich auch für Einsätze im Powerplay aufdrängen wollen.  

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Ein Schweizer, der bislang zeigt, wie man sich trotz und mit erstklassigen Imports in Szene setzt: Tyler Moy, flankiert von seinen Teamkollegen Roman Cervenka (CZE) und Jordan Schroeder (USA)

Perspektive

Starke Imports haben das Schweizer Eishockey seit jeher geprägt. Dass sie der National League in allen Bereichen ihren Stempel aufdrücken, ist demzufolge nichts Neues. Und wenn, wie in der aktuellen Situation, die russische KHL deutlich an Attraktivität verliert, überrascht es auch nicht, dass die zusätzlichen zwei ausländischen Verstärkungen selbst gestandene Schweizer Spieler herausfordern und ihnen die Eiszeit in Schlüsselsituationen streitig machen. Diese Art von Konkurrenzkampf kann für die aktuelle nationale Elite sogar Positives bewirken. Auf Dauer droht dieser Zustand jedoch die Entwicklungsmöglichkeiten der nachrückenden Generation einzuschränken. Bereits jetzt verfügt das Nationalteam nur dann über genügend Spieler mit Erfahrung auf den Schlüsselpositionen, wenn NL-Aushängeschilder wie Loeffel oder Sven Andrighetto (29) durch ihre Kollegen aus der besten Liga der Welt ergänzt werden. Das Problem: Auch von den Schweizer NHL-Cracks ist eine Mehrheit bereits älter als 25. Die Entwicklung starker, junger Spieler müsste im Schweizer Eishockey also höchste Priorität geniessen, will man nicht in spätestens sechs bis sieben Jahren eine deutliche Qualitätseinbusse in Kauf nehmen.

Ausnahmefall Rapperswil-Jona Lakers?

Wenn es in der aktuellen Spielzeit der National League eine Art Sonderfall gibt, dann sind das zumindest teilweise die SCRJ Lakers. Obwohl sie in Roman Cervenka (CZE) den letztjährigen Liga-MVP in ihren Reihen wissen, ist die statistische Bedeutung des einheimischen Offensivpersonals gemäss der klubeigenen Webseite in keinem Klub so hoch wie am Obersee. Satte 71,11 Prozent ihrer bislang 92 Tore (drittbester Wert der Liga) erzielen in Rapperswil nämlich die Schweizer. Zum Vergleich: In Langnau und Ajoie erzielen die Imports satte 70 Prozent und mehr aller Tore. Aber auch bei den Lakers sind die Auswirkungen der neuen Ausländerregelung sicht- und spürbar. Verteidiger Leandro Profico (32), im vergangenen Jahr als einziger Schweizer in den Top 20 der Kategorie «Eiszeit Powerplay», erhält aktuell nur noch halb so viele Gelegenheiten, um sich im Überzahlspiel zu profilieren, ein Schicksal, dass er mit Stürmer Sandro Zangger (28) teilt. Neo-Natispieler Nando Eggenberger verlor gar zwei Drittel seiner Eiszeit im Powerplay, was mit ein Grund für seinen Entscheid sein dürfte, auf die kommende Saison hin zu Ambri-Piotta zu wechseln. Immerhin: Mit Verteidiger David Aebischer (22, 20:04 Minuten/Spiel, +30 Prozent) und Stürmer Gian-Marco Wetter (22, 15:06 Minuten/Spiel, +40 Prozent) schenken die St. Galler auch zwei jungen Schweizer Spielern deutlich mehr Vertrauen als noch in der vergangenen Saison.

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