11 Feinde im Unterhaus: Die 2. Bundesliga übertrifft sich selbst
12 Spieltage sind in der 2. Bundesliga gespielt und nicht weniger als elf Teams balgen sich um die begehrten Aufstiegsplätze. Nicht mit dazu gehört derzeit der FC Schalke 04, der am Samstagabend in Hamburg auf einen weiteren strauchelnden Giganten trifft.
Nadelöhr in die grosse Fussballwelt
Hat es das schon einmal gegeben? Nach einem Drittel der Zweitligasaison trennen Tabellenführer Hannover 96 (12/22) lediglich fünf Punkte vom Tabellenelften Hertha BSC (12/17). Dazwischen ein Sammelsurium von ambitionierten ex-Bundesligisten, vermeintlich abgeschriebenen Traditionsvereinen und einem kleinen Aussenseiter Namens Elversberg. Das Problem: Von all den Kölns, Nürnbergs und Düsseldorfs gelingt am Ende der Spielzeit maximal drei der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Ein Marathon der unvorhersehbarsten Sorte, bei dem am Schluss – das haben die vergangenen Jahre zu Genüge gezeigt - nur selten die grössten Favoriten die Nase vorne haben. Ein gebranntes Kind ist in dieser Hinsicht der HSV. Mit dem frisch installierten Sportvorstand Stefan Kuntz und Trainer Steffen Baumgart (seit Februar im Amt) nimmt der ehemalige Bundesliga-Dino mittlerweile zum siebten Mal Anlauf in Richtung Oberhaus.
Klappt es schon wieder nicht?
Entsprechend gross waren in der Hansestadt auch in diesem Sommer die Hoffnungen. Unter dem neu zusammengestellten Führungsduo Kuntz/Baumgart sollte im Jahr nach dem schmerzhaften Aufstieg des Lokalrivalen von der Reeperbahn auch im Volkspark endlich wieder einmal gejubelt werden. Nach fünf Jahren des Scheiterns war Sportdirektor Jens Boldt im Mai durch den volksnahen Kuntz ersetzt worden, an seiner Seite der bekennende HSV-Fan Steffen Baumgart als Coach. Das hemdsärmelige Duo sollte das Feuer in der Hansestadt neu entfachen und das Potential des Klubs endlich wieder einmal auf den Rasen bringen. Auf den Rängen gelang dies mit einer Stadionauslastung von 99% (56'463 Fans im Schnitt) ausgezeichnet, auf dem Rasen nur bedingt. Nach einem wieder einmal guten Start liessen die Hamburger zuletzt ausgerechnet bei den Aussenseitern aus Elversberg (2:4) und Braunschweig (1:3) Federn, holte zudem im Heimspiel gegen Nürnberg nur einen Punkt. Das Beunruhigende dabei: So früh in der Saison liess sich der Klub der beiden Schweizer Verteidiger Miro Muheim (unbestrittener Stammspieler) und Silvan Hefti (seit Ende September verletzt) noch nie die Butter vom Brot nehmen, stand in jeder seiner sechs Zweitligaspielzeiten seit dem Abstieg zur Winterpause auf einem Aufstiegsplatz. Den hat der Tabellenfünfte (12/19) für den Moment verloren und muss zu allem Überfluss auch noch bis Ende Februar auf seinen torgefährlichsten Stürmer Robert Glatzel (Sehnenabriss im Hüftbereich) verzichten. Zufall, dass der HSV seit der Verletzung des Torjägers nur noch eines von fünf Spielen gewinnen konnte? Baumgart und Co. sind in den kommenden Spielen jedenfalls gefordert. Am Samstag kommt Schalke ins Volksparkstadion und damit die Gelegenheit für den ex-Kölner, seinen gefährlich tiefen Punkteschnitt von 1,63 Zählern pro Partie mit drei wichtigen Punkten anzureichern. Es ist höchste Zeit.
Schlimmer geht immer
So enttäuschend die Zwischenbilanz des Hamburger Sportvereins sein mag, im Vergleich zum nächsten Gegner handelt es sich dabei eher um eine milde Schwächephase, als um eine handfeste Krise. Diese hat sich nämlich wieder einmal auf Schalke eingenistet, wo dem Klub der Misserfolg mittlerweile auch in der zweiten Liga kaum mehr aus den Kleidern zu kriegen ist. Konnte man den ersten Bundesligaabstieg 2021 noch umgehend korrigieren, hängen die Knappen seit der erneuten Relegation 2023 mächtig in den Seilen. Eigentlich mit dem Ziel «Wiederaufstieg» in die Saison gestartet, kommt S04 mittlerweile seit bereits 16 Monaten auf keinen grünen Zweig. 163 Mio. Euro Schulden (trotz verringertem Defizit) sind ein Grund dafür, mangelnde Weitsicht, kurzfristiger Aktionismus und keine erkennbare Strategie weitere Ursachen für die im letzten Frühjahr mit Schlussrang 10 nur zwischenzeitlich gebremste Talfahrt. Mittlerweile steht man mit zwölf Punkten aus zwölf Spielen auf Rang 14 in der Tabelle, ganze zwei Zähler vor einem direkten Abstiegsplatz. Mit dem Niederländer Kees van Wonderen (ex-Heerenveen) versucht sich derzeit der vierte Trainer in den letzten 15 Monaten beim Traditionsklub, bislang mit bescheidenem Erfolg. Immerhin: Aus den Kellerduellen mit dem SSV Ulm (Rang 17 mit 10 Punkten) und Jahn Regensburg (Rang 18) resultierten zuletzt vier Punkte, was Königsblau den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz ermöglichte. Doch von einer soliden Basis ist man in Gelsenkirchen noch immer ein gutes Stück entfernt. Zuletzt gab es sowohl auf als auch neben dem Platz Wirbel um die Schalker Keeper Hoffmann, Heekeren und Fährmann und im Rahmen der Jahreshauptversammlung wurde Vorstandschef Matthias Tillmann u.a. als «Deutschlands teuerster Azubi» verhöhnt. Keine idealen Voraussetzungen vor dem Auswärtsspiel in Hamburg, in dem der Schweizer Verteidiger Adrian Gantenbein möglicherweise vor seinem Comeback steht. Der ehemalige Winterthurer kehrte vergangene Woche nach zweieinhalb Monaten Verletzungspause (Oberschenkel und Wade) ins Mannschaftstraining zurück.